Bei Verhandlungen willigte UPS im letzten Moment in die Forderungen von 340.000 Mitgliedern der Teamsters-Gewerkschaft zu Löhnen und Beschäftigungsbedingungen ein, womit um Haaresbreite ein Streik verhindert wurde, der den Geschäftsbetrieb des Unternehmens in den ganzen Vereinigten Staaten zum Stillstand gebracht und weltweite Auswirkungen gehabt hätte.
"Dieser Vertrag ist unglaublich wichtig für Verkehrsbeschäftigte in der ganzen Welt," erklärte der Präsident der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) Paddy Crumlin. "UPS ist ein riesiger Arbeitgeber und die Tatsache, dass er die Forderungen der Beschäftigten akzeptiert hat, setzt den Ton für zahlreiche weitere Lohnverhandlungen. Es ist ein großer Erfolg für die Teamsters in den USA und zeigt, was erreicht werden kann, wenn die Beschäftigten geschlossen zusammenstehen."
"Wir gratulieren dem Teamsters-Präsidenten Sean O'Brien sowie der Führungsspitze und dem Verhandlungsteam der Teamsters für ihre starke Strategie und allen Teamsters-Mitgliedern für ihre Entschlossenheit, diese historische Vereinbarung durchzusetzen."
Teamsters-Präsident Sean O'Brien erklärte gestern gegenüber den Medien, dass der Durchbruch bei den Lohnverhandlungen mit UPS den Mitgliedern der Gewerkschaft zusätzlich 30 Milliarden US-Dollar einbringen wird.
"Wir freuen uns sehr, dass UPS mit diesem Vertrag Einsicht gezeigt und verstanden hat, dass das Unternehmen erfolgreich ist, wenn es seine Beschäftigten fair behandelt, ihnen angemessene Löhne auszahlt und sich gemeinsam mit ihnen und ihren Gewerkschaften um eine Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen bemüht," so Crumlin.
Im August werden die Teamsters-Mitglieder über die vorläufige Vereinbarung abstimmen und sie voraussichtlich annehmen. Sie wird gleiche Bedingungen für Teilzeitbeschäftigte schaffen, da sie die gleichen Löhne und Bedingungen wie ihre Vollzeitkolleg*innen erhalten. Der Vertrag läuft bis 2028 und sieht für vorhandene Teilzeitbeschäftigte eine durchschnittliche Lohnerhöhung von insgesamt 48 Prozent über die nächsten fünf Jahre vor.
Die UPS-Beschäftigten haben in diesem Jahrhundert nicht gestreikt, weshalb die Drohung der Teamsters sehr ernst zu nehmen war und die Wut der Beschäftigten über ihre Behandlung in den letzten Jahren unterstrich. Einem AP-Bericht zufolge liefert UPS in den USA täglich 24 Millionen Pakete aus, das ist etwa ein Viertel des gesamten Paketaufkommens des Landes. Die Nachrichtenagentur zitierte eine Schätzung der Beratungsfirma Anderson Economic Group, wonach eine zehntägige Arbeitsniederlegung die US-Wirtschaft über 7 Milliarden US-Dollar gekostet und dem Unternehmen erhebliche und dauerhafte Schäden zugefügt hätte.
Die ITF war bereit, UPS-Belegschaften und ihre Gewerkschaften in der ganzen Welt für die Unterstützung der streikenden Beschäftigten in den USA zu mobilisieren, nachdem die Unternehmensleitung von UPS den Verhandlungstisch am 5. Juli verlassen hatte.
"Wie viele Unternehmen im Verkehrssektor hat UPS während der Pandemie und der darauf folgenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft enorme Profite eingefahren," erklärte der Generalsekretär der ITF Stephen Cotton. "Das war nur möglich dank des Engagements und Einsatzes der UPS-Beschäftigten. Dennoch schien UPS entschlossen, eben die Beschäftigten, von denen es abhängt, zu knebeln. Die globale Gewerkschaftsbewegung und insbesondere die Gewerkschaften bei UPS haben diesen Arbeitskonflikt verfolgt und standen auf Abruf bereit, um im Bedarfsfall einzugreifen."
"Dies ist ein enormer Erfolg nicht nur für die Teamsters bei UPS, sondern für Verkehrsbeschäftigte in der ganzen Welt," so Cotton. "Verkehrsbeschäftigte weltweit verdienen und fordern Respekt und Anerkennung. Deshalb geht es bei diesem Erfolg um weit mehr als Löhne, sondern auch um Respekt gegenüber den Beschäftigten, die unsere Welt in Bewegung halten, die unsere Lieferketten in Bewegung halten und die Tag ein Tag aus arbeiten, trotz Pandemien und anderer Krisen. Riesige Glückwünsche an Sean und sein Führungskräfteteam. Ihr Sieg weckt Erwartungen an Verkehrsunternehmen in aller Welt."
Die wichtigsten Punkte der Vereinbarung
Die vorläufige nationale Rahmenvereinbarung zwischen UPS und den Teamsters beinhaltet die folgenden Punkte:
- Der Stundenlohn der vorhandenen voll- und teilzeitbeschäftigten Teamsters-Mitglieder bei UPS wird im Jahr 2023 um 2,75 US-Dollar und für die weitere Geltungsdauer des Vertrags um 7,50 US-Dollar angehoben.
- Die Löhne der vorhandenen Teilzeitbeschäftigten werden mit sofortiger Wirkung auf mindestens 21 Dollar pro Stunde erhöht. Teilzeitbeschäftigte mit längerer Betriebszugehörigkeit, die im Rahmen einer marktüblichen Tarifanpassung mehr verdienen, würden dennoch alle neuen allgemeinen Lohnerhöhungen erhalten.
- Bestehende Teilzeitbeschäftigte werden über die nächsten fünf Jahre eine durchschnittliche Lohnerhöhung von insgesamt 48 Prozent erhalten.
- Mit den Lohnerhöhungen wird der durchschnittliche Spitzenlohn für Vollzeitbeschäftigte auf 49 Dollar pro Stunde anheben.
- Die derzeitigen Teamsters-Mitglieder bei UPS, die in Teilzeit arbeiten, erhalten zusätzlich zu den neuen Stundenlohnerhöhungen Anhebungen auf Grundlage des Dienstalters von bis zu 1,50 Dollar pro Stunde.
- Neu eingestellten Teilzeitkräften steht ein Einstiegsstundenlohn von 21 Dollar zu, der bis auf 23 Dollar pro Stunde steigt.
- Flexibel tätige Fahrer*innen, die nicht in traditionellen Montag-Freitag-Schichten arbeiten, werden als reguläre Paketwagenfahrer*innen neu eingestuft und ihrer entsprechenden Dienstaltersstufe zugeordnet, wodurch das ungerechte Zwei-Klassen-Lohnsystem bei UPS beendet wird.
- Vorkehrungen für Sicherheit und Gesundheitsschutz, einschließlich Fahrzeugklimatisierung und Laderaumbelüftung.
- Der "Martin Luther King Day" am 15. Januar wird erstmals als zusätzlicher vollständiger Feiertag eingeführt.
- Fahrer*innen können an geplanten freien Tagen nicht mehr zu Überstunden verpflichtet werden.
- Teilzeitbeschäftigte Teamsters-Mitglieder bei UPS werden mit ihren eigenen Fahrzeugen bei allen in der Weihnachtszeit anfallenden Zusatzarbeiten vorrangig herangezogen, und zwar mit einer Acht-Stunden-Garantie. Der Saisoneinsatz zur Weihnachtszeit wird erstmals auf fünf Wochen von November bis Dezember beschränkt.
- Die Schaffung von 7.500 neuen von den Teamsters organisierten Vollzeitarbeitsplätzen bei UPS und die Besetzung von 22.500 offenen Stellen mit der Verbesserung der Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigte, während der Laufzeit der Vereinbarung in eine Vollzeitbeschäftigung zu wechseln.
Mehr zum Teamsters-Erfolg gibt es in der Teamsters-Presseerklärung >>