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Neuer Pakt zum Schutz des Fahrpersonals auf dem Bi-Ozeanischen Korridor in Südamerika

NACHRICHTEN

Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) hat wegweisende Empfehlungen für die Nachhaltigkeit des Straßengüterverkehrs auf dem Bi-Ozeanischen Korridor in Südamerika herausgegeben.

Die Empfehlungen, die einen konkreten Plan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Sicherheit der auf dem Korridor tätigen Lkw-Fahrer*innen aufzeigen, sind das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen der ITF angeschlossenen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Regierungen in der Region.

Der Bi-Ozeanische Korridor, der Chile, Bolivien, Argentinien, Paraguay und Brasilien durchquert, soll durch die Senkung der Transportkosten und die Verbesserung der Erwerbsmöglichkeiten zur nachhaltigen Entwicklung des südamerikanischen Südkegels beitragen. 

In Wirklichkeit wurde dieses Potenzial jedoch durch ein hohes Maß an informeller Beschäftigung, ausbeuterische Bedingungen, schlechte Infrastruktur, fehlende Gesundheitsdienste und Sozialeinrichtungen sowie die schwache Durchsetzung von Vorschriften ausgehöhlt, was den Korridor für das Fahrpersonal insgesamt zu einem gefährlichen und tödlichen Einsatzort macht. 

Auf einem IAO-Workshop vom 25. bis 27. März 2025 in Santiago (Chile) verpflichteten sich Gewerkschaften, Arbeitgeber und Regierungen zum ständigen sozialen Dialog, dreigliedrigen Konsultationen und zur Zusammenarbeit auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, um menschenwürdige Arbeit und die Straßenverkehrssicherheit entlang des Korridors zu fördern. 

Die von ihnen verabschiedeten Empfehlungen enthalten die folgenden Forderungen: 

  • Nationale Rechtsvorschriften zur Gewährleistung grundlegender Arbeitsrechte im Einklang mit IAO-Übereinkommen
  • Investitionen in Kompetenzentwicklung durch Berufsbildung, Zertifizierung und Qualifikationssysteme, die an die spezifischen Bedingungen des Bi-Ozeanischen Korridors angepasst sind
  • Konkrete Anstrengungen zur Unterstützung des Einstiegs von Frauen und jungen Menschen in den Straßentransportsektor, unter anderem Maßnahmen gegen Gewalt und Belästigung und die Einbindung von Frauen in die Ausarbeitung von Richtlinien zur Förderung gleicher Beschäftigungschancen, verbesserter Beschäftigungsbedingungen sowie von Sicherheit und Gesundheitsschutz
  • Einführung von Mindestlohn-Standards für selbständige Fahrer*innen, die an die Regulierung der Arbeitszeiten gekoppelt sind, sowie eine verbesserte Überwachung und Durchsetzung, die alle Unternehmen in der Lieferkette des Straßentransports ins Visier nimmt
  • Maßnahmen zur Beschleunigung des Übergangs von der informellen zur formellen Wirtschaft durch Kollektivverhandlungen
  • Bereitstellung von Kommunikationsinfrastruktur, geeigneten Versorgungseinrichtungen sowie Rast- und Parkplätzen und angemessenen medizinischen und Notfalldiensten entlang des Korridors.

“Skrupellose Arbeitgeber nutzen die Unterschiede in der Entlohnung und den Arbeitsbedingungen zwischen den Ländern und das hohe Niveau an Informalität aus, was einen gefährlichen Wettlauf nach unten auslöst,” so José Sandoval, der Vorsitzende der chilenischen Gewerkschaft des Lkw-Fahrpersonals SITRACH. 

“Hinzu kommt der Mangel an sicheren, gefahrlosen Rastplätzen und gut ausgestatteten Einrichtungen, was dazu führt, dass die Fahrer stundenlang ohne Pause unterwegs sind und auf dem Korridor ihr Leben riskieren. In Chile haben wir es jedoch vor kurzem geschafft, die Arbeitsbedingungen durch zusätzliche sechs Urlaubstage zu verbessern, womit wir eine modellhafte Praxis schaffen wollen, die andere aufgreifen können.” 

Víctor Roa, der Vorsitzende der paraguayischen Föderation der Beschäftigten im Straßentransport FEPATRAT, erklärte:: “Diese Empfehlungen bieten Beschäftigten aus einkommensschwächeren Ländern, wie Paraguay, einen Ausweg aus der Ausbeutung, von dem alle Ländern entlang des Korridors profitieren können.” 

“Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Partnern auf Arbeitgeber- und Regierungsseite und den ITF-Gewerkschaften in der Region dafür zu sorgen, dass sie umgesetzt werden.” 

“In Argentinien sind die Bedingungen und Rechte des Fahrpersonals durch einen nationalen Kollektivvertrag geschützt, der modellhaft für die Region ist. Dieser Vertrag steht seitens der derzeitigen nationalen Regierung unter Beschuss, aber wir werden für seine Erhaltung kämpfen. Für uns sind diese Empfehlungen ein erster Schritt zur Ausweitung dieses Modells auf den gesamten Korridor, damit gute Normen nicht unterlaufen werden,” so Karina Moyano, Vorstandsmitglied der FNTCOTAC und Frauenvertreterin im Lenkungsausschuss der ITF-Sektion Straßentransport. 

“Die Empfehlungen werden auch zur Schaffung von Chancengleichheit und Schutzbestimmungen für weibliches Fahrpersonal beitragen, was die Diversität unseres Sektors erhöhen wird.” 

“Wir verfügen jetzt über einen Plan zur praktischen Umsetzung der IAO-Richtlinien für menschenwürdige Arbeit und Sicherheit im Straßentransport entlang des Bi-Ozeanischen Korridors,” erklärte der ITF-Regionalsekretär für Lateinamerika Edgar Díaz

“Diese Empfehlungen werden nicht nur die Bedingungen des Fahrpersonals verbessern, das entlang des Korridors tätig ist, sondern auch als Blaupause für die Erreichung ähnlicher Ziele in anderen Regionen der Welt dienen.” 

VOR ORT