Skip to main content

Neuseeländische Gewerkschaften fordern Konsequenzen wegen angeblichen Menschenhandels auf den Fidschi-Inseln

NACHRICHTEN

Neuseeländische Verkehrsgewerkschaften fordern die Regierung ihres Landes auf, Fidschi zu verwarnen, nachdem die Polizei eine Untersuchung über den möglichen Menschenhandel mit Dutzenden von philippinischen Seeleuten in der Schifffahrtsindustrie des Landes eingeleitet hat.

  • Zwanzig philippinische Seeleute wurden von der Reederei Goundar Shipping für die Arbeit auf ihren Fähren in Fidschi angeheuert.
  • Goundar hatte den Seeleuten Heuern in Höhe von 1.000 US-Dollar im Monat zugesagt, stellte sie aber nach ihrer Ankunft zu wesentlich niedrigeren Heuern ein.
  • Das Unternehmen weigert sich, mehr als 250.000 australische Dollar an Heuerschulden an die Seeleute auszuzahlen.
  • Sieben der Seeleute sitzen nach wie vor in Suva (Fidschi) fest, ohne Unterstützungsnetzwerke, feste Unterkunft und Einkommen.

“Untersuchungen der Gewerkschaften haben Vorwürfe über verbreitete Rechtsverletzungen, Unterbezahlung, unsichere Bedingungen bis hin zu Menschenhandel und Sklaverei aufgedeckt, und das im Hinterhof Neuseelands,” berichtet der Vorsitzende des ITF-Koordinierungsausschusses für Neuseeland Paul Tolich.

ITF New Zealand NCC Chair Paul Tolich
Paul Tolich erklärte, die Vorwürfe der Seeleute über Rechtsverletzungen und Unterbezahlung müssen von den Behörden der Fidschi-Inseln umfassend untersucht werden, und es müssen Änderungen vorgenommen werden, um weiteren Missbrauch zu verhindern | Bildquelle: ITF

“Dutzende philippinischer Seeleute wurden mit dem Versprechen von fairen Bezahlungs- und Beschäftigungsbedingungen in unsere Region gelockt, um in der größten Fährflotte Fidschis zu arbeiten. Aber da die Regierung von Fidschi es unterlassen hat, die Heuerverträge dieser Seeleute durchzusetzen und ihre grundlegenden Arbeits- und Menschenrechte zu garantieren, sitzen sie seit Jahren gegen ihren Willen in Fidschi fest und müssen weiterarbeiten,” so Tolich.

Die fidschianischen Arbeits-, Einwanderungs- und Strafverfolgungsbehörden reagierten über drei Monate lang nicht auf die Beschwerden der Seeleute gegen Goundar Shipping und dann auch erst, nachdem die ITF im Februar die Aufmerksamkeit der Medien auf ihren Fall gelenkt hatte.

Crew found squalid working and living conditions onboard when they arrived in Fiji
Die Besatzungsmitglieder fanden bei ihrer Ankunft in Fidschi erbärmliche Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord vor | Bildquelle: ITF

Wie Tolich sagte, begrüßten die neuseeländischen Gewerkschaften die Nachricht, dass endlich eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet wurde, aber die Befürchtung einer möglichen Vertuschung, wenn die Seeleute das Land erst einmal verlassen haben und auf die Philippinen zurückgekehrt sind, bleibe bestehen.

“Ich schreibe im Namen unserer Mitgliedsorganisationen an die Außenministerin und den Minister für Arbeitsbeziehungen Neuseelands und fordere sie auf, den Fall der Seeleute sofort bei ihren Amtskollegen in Suva zur Sprache zu bringen. Fidschi muss wissen, dass wir als Neuseeländer eine gründliche Untersuchung der Rechtsverletzungen erwarten, den diese Beschäftigten erfahren haben, und dass alle schuldigen Arbeitgeber umfassend belangt werden.”

“Wir verlangen von Fidschi das Versprechen, Änderungen vorzunehmen, einschließlich der Änderung von Gesetzen und deren ordnungsgemäßen Durchsetzung, damit anderen Beschäftigten nicht das Gleiche widerfährt. Die neuseeländische Regierung sollte anbieten, dabei zu helfen, falls dies erforderlich ist. Wir können nicht zulassen, dass in unserer Region ausländische Beschäftigte ausgebeutet und Menschenhandel unterworfen werden,” forderte Tolich.

New Zealand Minister of Workplace Relations - Michael Wood
Der neuseeländische Minister für Arbeitsbeziehungen - Michael Wood | Bildquelle: labour.org.nz

Tolich erklärte, dass Arbeitsmigrant*innen nach geltendem fidschianischem Recht nicht den gleichen Schutz genießen wie fidschianische Staatsbürger*innen, was es schwer für sie macht, Missstände zu melden.

Im Dezember entließ Goundar Shipping drei der Seeleute, als das Unternehmen herausfand, dass sie mit lokalen Gewerkschaftsvertretern über ihre Rechte gesprochen hatten. Die Seeleute wurden in einem abgelegenen Hafen ausgesetzt und mussten die Nacht auf einem Kai verbringen, bevor sie nach Suva zurückfuhren. Nach den geltenden Gesetzen des Landes war die Entlassung wahrscheinlich legal.

“Wir unterstützen die Forderungen der fidschianischen Gewerkschaften nach mehr Anerkennung durch die Regierung von Fidschi, damit sie sich besser für ausländische und einheimische Beschäftigte einsetzen können. Bei Problemen wegen Unterbezahlung und Missbrauch sind stärkere Gewerkschaften der beste Weg zur Unterstützung der Beschäftigten, damit sie ohne Angst offen sprechen können. Gewerkschaften beizutreten und zu gründen ist ein grundlegendes Menschenrecht,” so Tolich.

Tolich wies darauf hin, dass Fidschi vor kurzem die Wahlen um den Vorsitz über den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen gewonnen und sich verpflichtet hat, für Menschenrechte einzutreten.

“Es ist an der Zeit, diese Führungsrolle im eigenen Land zu demonstrieren,” sagte er.

Die Fakten:

  • Über 20 Seeleute wurden von der Reederei Goundar Shipping für die Arbeit in der größten Fährflotte Fidschis angeheuert.
  • Die Beschäftigten unterzeichneten Verträge, wonach Goundar Shipping ihnen monatliche Heuerzahlungen von 1.000 US-Dollar zusagte. Als die ersten von ihnen in Fidschi eintrafen, stellte die Reederei sie zu wesentlich niedrigeren Heuern ein.
  • Das Unternehmen verstieß sofort gegen seine vertragliche und gesetzliche Verpflichtung, die Seeleute heimzuschaffen und bot ihnen die Rückflüge nur unter der Bedingung an, dass sie Verträge für ein Jahr unterzeichneten.
  • Von den Seeleuten wurde erwartet, dass sie für ihre persönliche Schutzausrüstung (PSA) auf den rostigen Schiffen selbst aufkommen, und sie sagen, dass ihre Heuern einbehalten wurden, um grundlegende Dinge wie Hygieneartikel zu bezahlen.
  • Die Reederei kürzte die Heuern um 50 Prozent mit der Begründung, dass ihre Einkünfte aufgrund von Covid zurückgegangen seien.
  • Sie rechnete zu wenig Arbeitsstunden ab und bezahlte in vielen Fällen nur 7 der über 90 Stunden, die die Seeleute de facto jede Woche arbeiteten.
  • Nach vorläufigen Berechnungen der ITF schuldet Goundar Shipping den Seeleuten insgesamt mehr als 250.000 australische Dollar an Heuern.
  • Textnachrichten zufolge forderten Mitarbeiter*innen von Goundar die Seeleute auf, ihre Pässe auszuhändigen, da sie sonst nicht bezahlt würden.
  • Erst nachdem die Ermittlungen der ITF öffentlich gemacht wurden, besorgte das Unternehmen Flugtickets, um 9 der 20 Seeleute nach Hause zu fliegen.
    • Die Gewerkschaften befürchteten, dass dies die Beschäftigten daran hindern könnte, über den Missbrauch auszusagen.
    • Die Einwanderungsbehörde von Fidschi organisierte jedoch umgehend Gesprächstermine. Sie erkannte den Seeleuten “Opferstatus” zu und verbot Goundar, sie in Zukunft zu kontaktieren.
    • Die philippinische Regierung finanzierte die Quarantänekosten der Seeleute, und eine Wohltätigkeitsorganisation übernahm die Kosten für ihre Covid-19-PCR-Tests (für beides wäre Goundar zuständig gewesen).
    • Die 9 Seeleute trafen diese Woche in Manila (Philippinen) ein.
  • Sieben Seeleute sitzen nach wie vor in Suva (Fidschi) fest, ohne Unterstützungsnetzwerke, feste Unterkunft und Einkommen:
    • Vier dieser Seeleute hatten gekündigt, nachdem Mitarbeiter von Goundar von ihnen verlangt hatten, ihre Pässe auszuhändigen.
    • Drei dieser Seeleute waren von Goundar gefeuert worden, nachdem sie mit Gewerkschaften gesprochen hatten.
  • Am Wochenende berichtete CNN, dass das philippinische Außenministerium die Unterstützungsleistungen für Seeleute von ihrem Konsulat in Suva zur Botschaft des Landes in Wellington (Neuseeland) transferierte, wo es einen Arbeitsattaché gibt.

 

MEDIENKONTAKTE:

Hintergrundinformationen

media@itf.org.uk

Interviews

Paul Tolich      paul.tolich@etu.nz     +64 27 593 5595

Paul Tolich ist Vorsitzender des nationalen Koordinierungsausschusses der ITF in Neuseeland. Er ist ferner leitender Branchenbeauftragter der E Tū, einer Mitgliedsorganisation der ITF

 

Betroffene Seeleute

Mehrere von diesem Fall betroffene Seeleute stehen für Interviews zur Verfügung, sofern die Medien zustimmen, ihre Identität zu anonymisieren, um sie und ihre Familien zu schützen. Interviews auf Anfrage an: media@itf.org.uk

 

ÜBER DIE ITF

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter globaler Zusammenschluss und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Die ITF ist das Sprachrohr von fast 20 Millionen Frauen und Männern, die weltweit in der Verkehrswirtschaft arbeiten, darunter Zehntausende neuseeländische Verkehrsbeschäftigte.

Die neuseeländischen ITF-Gewerkschaften sind:

  • Aviation and Marine Engineers’ Association (AMEA)
  • E Tū
  • FIRST Union
  • Maritime Union of New Zealand (MUNZ)
  • Merchant Service Guild Industrial Union of Workers (MSG)
  • Rail and Maritime Transport Union (RMTU)
ITF New Zealand affiliates

 

VOR ORT