Südkoreanische Lkw-Fahrer sind heute in einen unbefristeten Streik getreten. Laut Schätzungen der der ITF angeschlossenen Sektion Straßentransport der Koreanischen Gewerkschaft der Angestellten bei öffentlichen Diensten und Verkehr (KPTU-TruckSol) haben heute 15.000 Mitglieder an Streikkundgebungen teilgenommen, die an 16 Orten im ganzen Land stattfanden, und mehrere tausend weitere Fahrer, sowohl Mitglieder als auch Nichtmitglieder, schlossen sich dem Streik aus Solidarität an. Die Auswirkungen des Ausstands sind bereits in Häfen, petrochemischen Anlagen und sonstigen Logistikzentren zu spüren, wo der Güterverkehr verzögert wurde oder komplett zum Stillstand kam.
Die meisten der 420.000 selbständigen koreanischen Lkw-Fahrer haben in den letzten Monaten angesichts steigender Kraftstoffpreise und Lebenshaltungskosten Einkommenseinbußen erlitten. Für die etwa 6,5 Prozent des Fahrpersonals (in der Container- und Schüttgutzementbranche), das durch das südkoreanische System für sichere Frachtsätze (Safe Rates) abgedeckt ist, haben die Mindestlöhne, die auf der Grundlage der Betriebskosten berechnet werden, jedoch die Verluste abgefedert und es ihnen ermöglicht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, ohne gefährliche Überstunden zu leisten, zu schnell zu fahren oder ihre Fahrzeuge überzuladen.
Allerdings soll das System zum Ende des Jahres auslaufen. Die konservative Regierung unter Yoon Suk-youl hat die Debatte über die Verlängerung des Systems aufgeschoben und gleichzeitig angekündigt, hart gegen streikende Beschäftigte durchzugreifen.
KPTU-TruckSol fordert, das Safe-Rates-System dauerhaft festzuschreiben und auf alle Fahrzeug- und Frachttypen auszuweiten. Die Gewerkschaft verlangt von den Arbeitgebern im Straßentransport und Transportunternehmen in den Sektoren, in denen das Safe-Rates-System derzeit noch nicht gilt, einer Erhöhung der Tarife zustimmen, um der Krise der Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen.
"Die Erfahrungen der Lkw-Fahrer in den Sektoren, in denen das Safe-Rates-System zur Anwendung kommt, haben gezeigt, dass eine dauerhafte Einführung von sicheren Frachtsätzen und die Ausweitung des Systems auf alle Fahrzeug- und Frachttypen der beste Weg ist, um die Fahrer und alle Verkehrsteilnehmer zu schützen," erklärte ITF-Generalsekretär Stephen Cotton.
"Es ist wirklich bedauerlich, dass der südkoreanische Arbeitsminister das Land ohne Ankündigung verlassen hat – ausgerechnet um die Internationale Arbeitsorganisation aufzusuchen – anstatt seine Arbeit zu tun und sich um eine gerechte Lösung für den aktuellen Arbeitskonflikt zu bemühen. Wir sind fest entschlossen, KPTU-TruckSol während dieses Streiks zu unterstützen und werden nicht tatenlos zusehen, wenn die Regierung Südkoreas sich daranmacht, streikende Beschäftigte zu verhaften oder mit sonstigen Strafmaßnahmen oder diskriminierenden Praktiken gegen sie vorzugehen" so Cotton.
Vor kurzem erklärten sich über 30 ITF-Gewerkschaften in aller Welt während einer Aktionswoche für die Beibehaltung des Safe-Rates-Systems in Südkorea mit ihren dortigen Kolleginnen und Kollegen solidarisch.
"ITF-Mitgliedsorganisationen in aller Welt stehen hinter der KPTU-TruckSol, weil sie wissen, wie wichtig sichere Frachtsätze für Verkehrsbeschäftigte in Südkorea und weltweit sind," erklärte der Sekretär der ITF-Binnenverkehrssektionen Noel Coard. "Der Kampf für Safe Rates in Südkorea ist ein Kampf für Sicherheit im Straßenverkehr und menschenwürdige Arbeit überall in der Welt."