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Der Vorsitzende der ITF-Seeleutesektion mahnt: "Gerechtigkeit muss im Zentrum des maritimen Sektors stehen"

NACHRICHTEN

"Die Erklärung der Global Unions an die G8-Konferenz am Lough Erne enthält mehrere wichtige Aspekte und wertvolle Vorschläge, insbesondere im Hinblick auf Steuersysteme und Transparenz," so Heindel.
 
"Leider sind uns die Niederungen der Steuerhinterziehung, ausländischer Steueroasen und vorsätzlicher Misswirtschaft, in die manche Unternehmen sich begeben, im maritimen Sektor nur allzu vertraut. Das gilt insbesondere für das sogenannte Billigflaggensystem, das seit Jahrzehnten der Verletzung der Rechte maritimer Beschäftigter Vorschub leistet."
 
"Für diejenigen, denen das kein Begriff ist, sei hinzugefügt, dass es sich hierbei um ein System handelt, in dem ein Schiff unter anderer Flagge als der des Heimatlands seines Eigners fährt. Häufig sind Billigflaggenschiffe auch mit multinationalen Besatzungen bemannt, die von Agenturen aus noch einem weiteren Land vermittelt werden. Es ist ein raffiniertes System, das schon seit Jahrzehnten genutzt wird und Reedern und Betreibern oft kurzfristige Profite beschert, während die Besatzungsmitglieder auf vielfältige Weise ausgebeutet und misshandelt werden. Das reicht von zu geringer bis gar keiner Bezahlung über Erpressung von Geld im Gegenzug für einen Arbeitsplatz bis zu so gravierenden Sicherheitsmängeln der Schiffe, dass sie für die Seeleute im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich sind. Und wer noch denkt, dass das nichts mit der Umgehung von Vorschriften zu tun hat, sei darauf hingewiesen, dass es bei Billigflaggenschiffen übliche Praxis ist, Namen und Schiffsregister, manchmal noch während der Fahrt, zu ändern."
 
"Transparenz und die Rechenschaftspflicht lassen im Billigflaggensystem auf skandalöse Weise mehr als zu wünschen übrig. Eine ganze Litanei von Vorfällen hat gezeigt, wie kompliziert es ist, fahrlässige Reeder und Betreiber zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn ein Schiff unter der Flagge Panamas fährt, von einer griechischen Agentur bemannt wurde, der Reeder in Zypern beheimatet ist und die Besatzung aus russischen, philippinischen und indischen Seeleuten besteht, wer trägt dann bei einem Unfall die Verantwortung? Wer kann die grundlegenden Mindestnormen für Schiffssicherheit, Ruhepausen, sanitäre Einrichtungen usw. durchsetzen?"
 
"Um nur ein Beispiel zu nennen: die britische Untersuchungsbehörde für Seeunfälle (Marine Accident Investigation Branch) schloss vor kurzem eine umfassende Untersuchung über den Untergang des Billigflaggenschiffs Swanland ab. Sie kam zu dem Ergebnis, dass das Schiff nicht ordnungsgemäß gewartet wurde und massiv von Korrosion befallen war. Sechs Seeleute kamen ums Leben, weil Menschen hinter Schreibtischen sich auf der Jagd nach immer größeren Profiten vor ihrer Verantwortung drückten."
 
Und Heindel schließt: "Gemeinsam können und müssen wir die Situation verbessern. Die von den Global Unions vorgelegten Beobachtungen und Empfehlungen bieten hervorragende Ansatzpunkte, und die ITF ist in jeder Hinsicht bereit und willens, diese Bemühungen zu unterstützen."

Die Erklärung der Global Unions an die G8 kann hier abgerufen werden.

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