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Coronavirus-Krise: Flaggenstaaten müssen die Gesundheit von Seeleuten und Passagieren schützen

NACHRICHTEN

Die Auswirkungen der rapiden und globalen Ausbreitung von Covid-19 in der gesamten Schifffahrtsindustrie, insbesondere in der Kreuzschifffahrt, machen seit dem Ausbruch der Pandemie weltweit Schlagzeilen.

Die Diamond Princess wurde im Februar im Hafen von Yokohama (Japan) unter Quarantäne gestellt und beherrschte damit die internationale Berichterstattung. In der letzten Woche stand die Grand Princess im Blickpunkt der Medien, nachdem ihr inmitten von Spekulationen, dass einige Passagiere und Besatzungsmitglieder positiv auf Covid-19 getestet worden seien, die Genehmigung verweigert wurde, in Kalifornien vor Anker zu gehen.

In dieser Woche richtete sich die Aufmerksamkeit der Presse auf die vom Coronavirus befallene Braemar, die von mehreren Häfen abgewiesen wurde und tagelang auf der Suche nach einem Ankerplatz durch die Karibik irrte, bis sich Kuba schließlich damit einverstanden erklärte, Passagiere und Besatzungsmitglieder an Land zu nehmen. Das norwegische Kreuzfahrtunternehmen Fred Olsen Cruise Lines bestätigte, dass die Braemar etwa fünf Meilen vor Havanna vor Anker liegt und auf einen Charterflug aus Großbritannien wartet, um ausschließlich britische Passagier und Besatzungsmitglieder von Bord zu lassen, keine anderen Nationalitäten. Was mit den restlichen Passagieren und Besatzungsmitgliedern geschehen soll, ist weiter unklar. 

Inzwischen berichtet der Guardian, dass über 100 australische Ärzte und medizinische Fachkräfte vor der chilenischen Küste auf dem Kreuzfahrtschiff Roald Amundsen festsitzen, nachdem die Regierung dem Schiff aufgrund der Covid-19-Pandemie untersagt hatte, in Chile anzulegen.

Der Vorsitzende der ITF-Seeleutesektion David Heindel warf Flaggenstaaten heute Versagen im Hinblick auf den Schutz der Gesundheit von Seeleuten und Passagieren während dieser humanitären Krise vor.

"Wir müssen auf das Versagen der Regierungen von Bermuda und die Bahamas aufmerksam machen, die im Fall der Grand Princess und der Braemar nicht ihrer Verantwortung nachgekommen sind, die ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Schiffe aus dieser problematischen Situation zu befreien," so Heindel.

"In jedem dieser Fälle haben die USA und – nach einigem diplomatischen Gerangel – die kubanische Regierung die Situation in direkter Zusammenarbeit mit den Kreuzfahrtschiffen in Angriff genommen. Aber es war wenig bzw. gar keine Rede von der Verantwortung und Fürsorgepflicht der Flaggenstaatenregierungen, den auf diesen Schiffen beschäftigten Seeleuten zu helfen," kritisierte Heindel.

Nach internationalem Recht sind die Regierungen von Flaggenstaaten verpflichtet, für die Gesundheit und Sicherheit von Besatzung und Passagieren sowie der möglicherweise betroffenen breiteren Öffentlichkeit zu sorgen. Flaggenstaaten sollten sicherstellen, dass Unternehmen, deren Schiffe unter ihrer Flagge fahren, nationale und internationale Rechtsvorschriften einhalten, da Flaggenstaaten Hoheitsgewalt über ihre Schiffe ausüben.

"Flaggenstaaten üben Hoheitsgewalt über ihre Schiffe aus, aber für die vom Coronavirus betroffenen Schiffe fällt die Verantwortung nun auf die Hafenstaaten, die nationalen Regierungen der Passagiere und Besatzungsmitglieder oder sogar Drittländer zurück. So erhielt beispielsweise die Braemar keine Erlaubnis, in ihrem eigenen Hoheitsgebiet anzulegen, sodass das Schiff nach Kuba geschickt wurde, wo die Regierung sich damit einverstanden erklärte, dass Passagiere und Besatzungsmitglieder von Bord gehen dürfen," kritisierte Heindel. 

"Das ist schlicht und einfach wahnwitzig und nicht tragbar. Wenn die Welt das Billigflaggensystem in seiner jetzigen Form weiter anerkennt, sollte sie sich auch seine Fehler bewusst machen. Die Welt sollte sich mit den fehlenden politischen Strategien und der Unfähigkeit der Flaggenstaaten, zu reagieren und Maßnahmen umzusetzen, um ihrer Verantwortung für den Schutz der Beschäftigten und die Verhinderung der Ausbreitung des Covid-19-Virus nachzukommen, auseinandersetzen," mahnte Heindel.

Die ITF und die ihr angeschlossenen Seeleute- und Hafengewerkschaften in aller Welt appellieren nachdrücklich an die Flaggenstaaten, Verantwortung zu übernehmen und für die Gesundheit und das Wohl aller Beschäftigten und Passagiere auf ihren Schiffen Sorge zu tragen, insbesondere die Seeleute, die monatelang an Bord leben und arbeiten.

"Der Schutz der Gesundheit von Verkehrsbeschäftigten hat für uns oberste Priorität. Die ITF wird weiterhin für die Gesundheit und Sicherheit der Schiffsbesatzungen, Hafenbeschäftigten und Passagiere eintreten und sich dafür engagieren, dass sie vor allen potenziellen Risiken von Covid-19 geschützt sind und Flaggenstaaten ihre Fürsorgepflicht für ihre Gesundheit und Sicherheit wahrnehmen," erklärte Heindel.

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