Das oberste Management der National Express Group (NEX) stand auf der jährlichen Aktionärsversammlung des Unternehmens am 9. Mai 2013 in London (Großbritannien) wegen seiner Arbeitgeber-/
Arbeitnehmerbeziehungen in den USA erneut im Kreuzfeuer der Kritik.
Gewerkschaftsmitglieder sowie ein britischer Parlamentsabgeordneter und ein Vertreter des Local Authority Pension Fund Forum (LAPFF), einer Gruppe von Pensionsfonds, drängte das Unternehmen, der Anti-Gewerkschaftspolitik seiner US-amerikanischen Tochter Durham School Bus Services einen Riegel vorzuschieben.
Beschäftigte legten auf der Aktionärsversammlung Beweise für die schlechten Sicherheitsstandards im Bereich der Fahrzeugwartung vor. Jüngste Recherchen, die die US-amerikanische Teamsters-Gewerkschaft im Sommer letzten Jahres unter bei Durham beschäftigten Fahrer/innen und Kontrolleur/innen in South Carolina durchführte, brachten zutage, dass es während des Transports von Schüler/innen häufig zu Fahrzeugpannen kommt, Fahrzeuge oft überfüllt sind und technische Defekte, wie der Ausfall von Heizungen und Tachometern, an der Tagesordnung sind.
Zur Unterstützung der Teamsters, die eine Organisierungskampagne bei Durham führt, haben die britischen Gewerkschaften Unite, RMT, ASLEF und TSSA, die alle Beschäftigte bei National Express in Großbritannien vertreten, sich mit einem gemeinsamen Brief an die Aktionäre gewendet. Darin wird die langjährige Anerkennung von Gewerkschaften in Großbritannien, wo das Management von National Express sich an den im Jahre 2002 veröffentlichten Corporate-Responsibility-Bericht hält, den Arbeitsbeziehungen des Unternehmens in Nordamerika gegenübergestellt. In dem Schreiben heißt es: "In immer mehr Busdepots berichten Beschäftigte über den Widerstand der Unternehmensleitung gegen gewerkschaftliche Organisierungsversuche, und ihre Darstellungen gleichen sich auf fatale Weise. In 57 Fällen musste sich deswegen der National Labor Relations Board (NLRB), die US-Bundesbehörde für Arbeitsbeziehungen, einschalten. Ein Richter hat sogar festgestellt, dass das Unternehmen in Kalifornien einem Angestellten kündigte, um andere Beschäftigte einzuschüchtern und von der Abstimmung über eine gewerkschaftliche Vertretung abzuhalten."
Der Unternehmensvorstand wird in dem Schreiben aufgefordert, mehr Kontrolle auszuüben und die Verfahren zur Meldung von Problemen im Zusammenhang mit den Beschäftigungsbedingungen zu stärken. National Express solle den Aufgabenbereich seines Sicherheits- und Umweltausschusses auf die Umsetzung und Beaufsichtigung einer Personalmanagementstrategie ausweiten und die Offenlegung der Humankapitalstrategien und Praktiken sowie die Einhaltung internationaler Konventionen gegenüber den Aktionär/innen grundlegend verbessern. Die Verfasser ziehen das Fazit: "Durch Transparenz und gute Berichterstattung über Personalpraktiken können entscheidende finanzielle, imagerelevante, politische und sonstige Risiken für den langfristigen Erfolg des Unternehmens aufgedeckt werden."
Jim Hoffa, der Generalsekretär der Teamsters, erklärte: "Wir appellieren an National Express, als globales Unternehmen mehr Verantwortung an den Tag zu legen. Es ist höchste Zeit, dass das Unternehmen all seinen nordamerikanischen Angestellten den Respekt und die Würde entgegenbringt, die sie verdienen."
Der Sekretär der ITF-Binnenverkehrssektionen Mac Urata, der an der Aktionärsversammlung teilnahm, erklärte: "National Express hat heute versprochen, dass die oberste Unternehmensleitung höchstpersönlich diesen Vorgängen im Bereich der Arbeitsbeziehungen nachgehen wird und Beschäftigte sich an sie wenden können, wenn die örtliche Geschäftsleitung nicht auf ihre Probleme eingeht. Allein schon angesichts der hohen Angestelltenzahlen in den USA ist das völlig unrealistisch. Das Unternehmen muss seine Personalpolitik an die globale Ausweitung seiner Geschäfte anpassen. Aktuell lässt seine Risikoanalyse, was seinen Ruf im Ausland angeht, sehr zu wünschen übrig."
"Der neue Vorstandsvorsitzende von National Express hat nun Gelegenheit, die Dinge zum Positiven zu wenden. Umso enttäuschter waren wir, von ihm zu hören, dass die Politik des Unternehmens im Bereich der Arbeitsbeziehungen in den USA sich von der in Europa umgesetzten Politik unterscheide, weil die US-amerikanischen Gesetze anders seien," so Urata weiter. "Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen in den Ländern, in denen National Express operiert und expandiert, werden weiter Druck ausüben, bis das Unternehmen die Grundsätze internationaler Arbeitsnormen zu Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen einhält."
Der Bericht von Unite und Teamsters mit dem Titel "‘National Express Group's Diminution of Labor Rights in the U.S" kann hier abgerufen werden.
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