Regierungen in der ganzen Welt müssen der Klimakrise höchste Priorität einräumen und die Beschäftigten während der damit einhergehenden Turbulenzen schützen, fordert die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF).
Die Forderungen der ITF an Regierungen und Arbeitgeber sind in einer neuen Informationsschrift mit dem Titel COP27: Climate justice, worker justice (Klimagerechtigkeit, Gerechtigkeit für Beschäftigte) zusammengefasst, die im Vorfeld der am Sonntag in Sharm el-Sheikh (Ägypten) beginnenden Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP27), erschien.
"Die Beschäftigten, die die Welt in Bewegung halten, verlangen auf der COP27 eine führende Rolle," so ITF-Generalsekretär Stephen Cotton. "Und ihre Forderungen an die Regierungen sind klar: ehrgeizigere Klimaziele setzen, Finanzmittel für den Klimaschutz bereitstellen, Klimaresilienz stärken und einen gerechten Übergang im Verkehrssektor verfolgen."
Beschäftigte mit ehrgeizigen Klimazielen
Der Verkehr ist verantwortlich für 15 Prozent aller Treibhausgasemissionen, und auf der COP27 werden die Gewerkschaften einen von den Beschäftigten getragenen gerechten Übergang in eine neue Welt fordern, in der der Verkehr klimaneutral ist und die Beschäftigten und ihre Existenzgrundlagen geschützt sind.
"Die Beschäftigten – weitaus mehr als Regierungen und Verkehrsunternehmen – haben die ehrgeizigsten Ziele für die Bewältigung der Krise," so Cotton. "Die ITF arbeitet mit der gesamten Branche zusammen, von der Seeschifffahrt bis zum öffentlichen Verkehr, um Pläne für den Verkehrssektor umzusetzen, die parallel zur Dekarbonisierung Arbeitsplätze und einen gerechten Übergang voranstellen."
"Aber ohne Investitionen in Infrastruktur und Dienstleistungen werden wir die Ziele, die wir zur Begrenzung katastrophaler Klimaauswirkungen brauchen, nicht erreichen. Die Reduzierung unserer globalen Emissionen um 45 Prozent bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 sind keine unrealistischen Ziele. Wir müssen das schaffen, wenn wir die Klimakrise überleben wollen."
Die Informationsschrift stellt heraus, dass nachhaltige Investitionen in den Verkehr enorme Vorteile für Volkswirtschaften und Verkehrsbeschäftigte bewirken können. So würden z. B. laut einer Modellrechnung von ITF und C40 Investitionen in den öffentlichen Verkehr in Johannesburg (Südafrika) zur Schaffung von 54.000 direkten und weiteren 73.100 indirekten Arbeitsplätzen führen.
"Verkehrsbeschäftigte müssen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden," so Cotton. "Sie erfahren den Klimawandel und seine Auswirkungen aus erster Hand und haben die Fachkompetenz, um diesen Übergang zu unterstützen. Wir haben ein Gefühl der Verantwortung, wenn es darum geht, Verkehrssysteme zukunftsfähig zu machen, und wir werden die Regierungen nicht aus der Pflicht entlassen, bis ihre Pläne und Finanzmittel den erforderlichen Umfang zur Bewältigung des Problems erreicht haben."
Allein in diesem Jahr haben die Beschäftigten im Verkehrssektor selbst den Überschwemmungen in Pakistan widerstanden, bei denen ein Drittel des Landes überflutet war. Im heißesten Sommer Europas seit 500 Jahren haben Verkehrsbeschäftigte bei extremen Temperaturen gearbeitet, während gleichzeitig starke Stürme auf den Philippinen und in den USA Chaos anrichteten.
"Die Industrieländer haben ihre Zusage nicht eingehalten, den Entwicklungsländern 100 Milliarden USD pro Jahr für die Bewältigung des Klimawandels bereitzustellen. Diese Regierungen haben ganz einfach ihr Versprechen gebrochen und müssen dieses Versäumnis nachholen," so Cotton. "Wir gehen einer Katastrophe entgegen, wenn wir die Erderwärmung nicht auf 1,5 oC begrenzen. Investitionen sind entscheidend, um diese Herausforderung anzugehen und eine echte Transformation des Verkehrs herbeizuführen. Ohne rasche Maßnahmen der Regierungen, um Investitionen zu fördern und die Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, sind wir alle in Schwierigkeiten."
Forderungen der ITF auf der COP27
1. Ehrgeizigere Klimaziele
Regierungen, Unternehmen und Verkehrsgewerkschaften müssen bei der Dekarbonisierung des Verkehrs zusammenarbeiten, um das 1,5 °C-Ziel aufrechtzuerhalten und ihren Beitrag zur Reduzierung von Emissionen um 45 Prozent bis 2030 und zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 zu leisten.
Hierfür müssen wir die Energiewende mit nachhaltigen Flugkraftstoffen, Wasserstoff, alternativen Treibstoffen und Elektrifizierung beschleunigen.
2. Klimaschutzfinanzierung und Stärkung der Klimaresilienz
Erfüllung der 100-Milliarden-Dollar-Zusage, Erhöhung der Investitionen in nachhaltige Verkehrsinfrastruktur und -dienste, Sicherstellung von Mitteln für Verluste und Schäden an der Verkehrsinfrastruktur und Verbesserung der Bedingungen für Beschäftigte.
Regierungen müssen sich stärker engagieren und Anpassungspläne für die Gestaltung von klimaresilienten Verkehrssystemen und Beschäftigungsbedingungen finanzieren, die den künftigen Klimabedingungen Rechnung tragen.
3. Ein gerechter Übergang in allen Verkehrssektoren
Behandlung des öffentlichen Verkehrs als Kollektivgut durch Regierungsmaßnahmen und demokratische Kontrolle mit guten, gewerkschaftlich organisierten Arbeitsplätzen und einem gerechten Übergang. Aufnahme von Normen für einen gerechten Übergang in neue Vereinbarungen zur Klimaschutzfinanzierung.
Wichtige Verkehrsinfrastrukturen – Personennahverkehr, Eisenbahn, Luftverkehr – in öffentlicher Hand als zentraler Bestandteil der Verkehrsplanung.