Der dreigliedrige Sonderausschuss des Seearbeitsübereinkommens der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) gab in der vergangenen Woche eine Erklärung heraus, die die aktuelle Situation genau beschreibt:
"Die globale Covid-19-Pandemie bringt die Schifffahrtsindustrie und Seeleute in eine extrem schwierige Lage. Der Alltag in vielen Ländern unterliegt massiven Einschränkungen, dennoch müssen die Gesellschaften nach wie vor mit Lebensmitteln, Medikamenten und Gütern des täglichen Bedarfs versorgt werden, und Fabriken benötigen Material und Logistikdienste, um ihre Produkte auszuliefern. Dies unterstreicht die Notwendigkeit stabiler internationaler Lieferketten und die große Bedeutung des Seehandels für die Weltwirtschaft, in der 90 Prozent des gesamten Warenstroms auf dem Seeweg abgewickelt werden."
Als verantwortungsvolle Sozialpartner stehen die am Internationalen Verhandlungsforum (IBF) beteiligten Organisationen, nämlich die gemeinsame Verhandlungsgruppe (JNG) und die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF), in ständigem Austausch und Beratungen darüber, wie Covid-19 sich auf die Situation der Seeleute auswirkt und was Arbeitgeber tun können, um die negativen Folgen einzudämmen. Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen steht die Suche nach Lösungen im Zusammenhang mit den vertraglichen Rechten der Seeleute und den Pflichten der Arbeitgeber unter den aktuellen Bedingungen. Die zunehmenden Reisebeschränkungen, die von immer mehr Ländern verhängt werden, und der faktische Zusammenbruch des Linienflugverkehrs stellen jedoch die Branche vor immer größere Herausforderungen und verhindern den regelmäßigen Austausch von Schiffsbesatzungen und die Rückführung von Seeleuten im Allgemeinen.
In Ländern der ganzen Welt werden Ausgangssperren angeordnet und die Möglichkeit der Menschen, sich frei zu bewegen und Familie und Freunde zu treffen wird eingeschränkt. Seeleute in der internationalen Schifffahrtsindustrie hingegen arbeiten und leben in der Regel ohne Unterbrechung bis zu zehn Monate lang an Bord eines Schiffes, sind aber nun infolge der von vielen Ländern verfügten Restriktionen gezwungen, noch länger an Bord zu bleiben, weil die meisten maritimen Arbeitgeber den Austausch ihrer Schiffsbesatzungen bis auf Weiteres einstellen müssen.
Als Sozialpartner sind wir sehr stolz auf und dankbar für die Art und Weise, wie unsere Seeleute die Herausforderung annehmen, dass ihre Verträge verlängert werden müssen. Sie führen ihre wichtige Arbeit nach wie vor professionell aus, um die Lieferketten der Welt in Bewegung zu halten, damit lebenswichtige Güter weiter die erreichen, die sie benötigen. Wir sind uns sehr im Klaren darüber, dass die den Umständen geschuldete Verlängerung der Dienstzeiten von Seeleuten an Bord nur eine vorübergehende Lösung darstellen kann, die nur für eine befristete Zeit akzeptabel ist. Wir möchten den Seeleuten versichern, dass die Schifffahrtsbranche hart daran arbeitet, Lösungen zu finden, damit Seeleute abgelöst und heimgeschafft werden können.
Die JNG als Vertretungsorganisation von Arbeitgebern und die ITF als Vertretungsorganisation von Seeleutegewerkschaften möchten den unschätzbaren Beitrag, den Seeleute für den Welthandel leisten, in aller Form würdigen und ihnen für die unverzichtbaren Dienste, die sie in diesen beispiellosen Zeiten erbringen, große Anerkennung zollen. Wir appellieren an Regierungen, es uns gleich zu tun.
Regierungen müssen dringend Verfahren auf den Weg bringen, um Seeleute nicht nur als systemrelevante Arbeitskräfte zu definieren, sondern sie auch von den normalen Reisebeschränkungen auszunehmen, so dass Schiffsbesatzungen ausgewechselt werden können. Wenn hierfür nicht bald Lösungen gefunden werden, tragen Regierungen die Verantwortung für die Gefährdung der Lieferketten und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Seeleute in aller Welt. Letztlich steht damit auch die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern, wie Medikamenten, auf dem Spiel, die von ihren Bevölkerungen dringend gebraucht werden.
Seeleute = #ISupplyTheWorld
Unter dem Dach des Internationalen Verhandlungsforums (IBF) treffen die ITF und die Arbeitgeber in der internationalen Schifffahrtsbranche zusammen, die der gemeinsamen Verhandlungsgruppe (JNG) angehören.
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