Die Deutsche Post DHL hat auf ihrer Jahreshauptversammlung am 29. Mai 2013 in Frankfurt/Main (Deutschland) auf die Flut von Kritik und Fragen von Aktionär/innen zu Verstößen gegen Arbeitnehmer/innenrechte nach Meinung der ITF nur "unbefriedigend" geantwortet.
Allen voran brachten ITF und UNI Global Union Vorwürfe gegen das Unternehmen vor. Vertreter/innen beider Organisationen führten darüber hinaus mit Mitgliedern der bundesdeutschen Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der türkischen Gemeinde vor dem Versammlungsgebäude eine Protestkundgebung durch. Auf einer im Vorfeld einberufenen Pressekonferenz berichtete die ehemals bei DHL/Türkei beschäftigte Aysel Simsek über ihre ungerechtfertigte Entlassung. Neben ihr äußerten sich führende Vertreter/innen von ver.di, der türkischen Gewerkschaft TÜMTIS sowie ITF und UNI vor der Presse.
ITF und UNI führen ins Feld, dass der Logistikriese sich die Verstöße, die er anderswo begeht, niemals in Deutschland zuschulden kommen lassen würde. Sie haben Belege dafür, dass das Unternehmen Scheingewerkschaften unterstützt, Angestellte in der Türkei zu Unrecht kündigte, Lügendetektoren gegen Personal in Kolumbien, Panama und Südafrika einsetzte und in Großbritannien, Malaysia, Indonesien und Indien Leiharbeitnehmer/innen zu geringerer Bezahlung und ohne jegliche Arbeitsplatzsicherheit beschäftigte.
Auf der Aktionärsversammlung traten der ITF-Beauftragte für globale Organisierungsprojekte im Bereich Lieferkette und Logistik Ingo Marowsky und die politische UNI-Beauftragte für Postdienste und Logistik Cornelia Broos auf das Rednerpodium.
Nach der Versammlung äußerte sich Marowsky in einer Stellungnahme: "Durch sein Verhalten in vielen Ländern läuft das Unternehmen Gefahr, Aktionär/innen und Kund/innen zu verprellen. Etwa die Hälfte der Redner/innen auf der Versammlung sprachen das Thema Arbeitnehmer/innenrechte an. Schockierenderweise stellte sich jedoch heraus, dass die Deutsche Post DHL nicht nur die von ihr selbst geltend gemachten Verpflichtungen in Bezug auf Corporate Social Responsibility und Corporate Governance ignoriert, sondern offenbar noch nicht einmal weiß, was in ihren eigenen Niederlassungen vor sich geht."
"So kann z. B. der Vorstandsvorsitzende Frank Appel nicht sagen, wie viele Gewerkschaften oder Betriebsräte es im Unternehmen gibt. Probleme im Bereich der Arbeitgeber-/Arbeitnehmerbeziehungen werden nicht verfolgt. Gerichtsprozesse kommen bei einem so großen Unternehmen anscheinend 'einfach vor'. Über die Vorfälle bei DHL/Türkei ist das Management nicht auf dem Laufenden, will seine Ermittlungen dazu nicht offenlegen und behauptet, eine gemeinsame Untersuchung sei unnötig. Solche unbefriedigenden Antworten sind nicht gerade vertrauenerweckend."
Er fügte hinzu: "Interessanterweise gab Appel zu, dass es nach türkischem Recht bei DHL/Türkei weder eine anerkannte Gewerkschaft noch einen Kollektivvertrag gibt. Bis jetzt hat das Unternehmen unseren Vorwurf abgestritten, in der Türkei keine ordentliche Gewerkschaft und keinen Kollektivvertrag zu haben."
ITF und UNI haben diese Angelegenheiten gemeinsam mit dem Internationalen Forum für Arbeitnehmerrechte (International Labour Rights Forum) und der Organisation SumOfUs mehreren großen Kunden von DHL zur Kenntnis gebracht, darunter Adidas, Apple, IKEA und Marks & Spencer, die DHL ihrerseits direkt mit den Vorwürfen konfrontierten.
Weitere Informationen zur DHL-Kampagne sind auf der Webseite "respect at DHL" und der Kampagnenwebseite der ITF eingestellt.
DHL-Aktionärsversammlung – Dürftige Stellungnahme zur Verletzung von Arbeitnehmer/innenrechten
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