Die Bekanntgabe, zu der sich schlechte Quartalsergebnisse gesellen, folgt auf eine Periode, in der Bonderman von Gewerkschaften und Aktionär*innen gleichermaßen für seine Unfähigkeit kritisiert wurde, die Geschäftsführung von Ryanair zur Verantwortung zu ziehen.
Bonderman ist seit 1996 Verwaltungsratschef von Ryanair und gehört einer engen Führungsriege unter dem Vorstandsvorsitzenden Michael O’Leary an. Die maximale Amtszeit, die zur Aufrechterhaltung einer unabhängigen Kontrolle der Vorstandsetage empfohlen wird, hat er bereits um mehr als das Zweifache überschritten.
Im September vergangenen Jahres forderten ITF und ETF die Aktionär*innen von Ryanair in einem Schreiben dazu auf, auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens gegen die Wiederwahl von David Bonderman zu stimmen. Er blieb zwar im Amt, aber unter Einbeziehung der Enthaltungen stimmten lediglich 67 Prozent für ihn, was ihn zum unbeliebtesten Verwaltungsratschef des irischen Aktienindex ISEQ20 macht. Der Grad der Ablehnung gegen Bonderman übertraf die negative Einstellung gegenüber einem durchschnittlichen irischen Unternehmensleiter um mehr als das Zehnfache.
Die Quartalsergebnisse weisen Ryanair zudem als ein Unternehmen aus, das Mühe hat, die an es gestellten Erwartungen zu erfüllen. Nach zwei Gewinnwarnungen in den vergangenen Monaten vermeldet Ryanair nun im dritten Quartal einen Verlust von 20 Mio. Euro. Im Zuge einer Konzernrestrukturierung soll ferner künftig eine neue Holding vier Tochtergesellschaften mit Sitz in Irland, Großbritannien, Österreich und Polen kontrollieren.
Dazu ITF-Generalsekretär Stephen Cotton: "Das Ausscheiden von Bonderman ist ein großer Sieg für die globale Gewerkschaftsbewegung. Mit ihrem Widerstand gegen einen der schlimmsten Arbeitgeber der Welt haben die Beschäftigten gezeigt, dass kollektive Maßnahmen dazu beitragen können, fragwürdige Unternehmenspraktiken zu ändern."
"Auf den neuen Verwaltungsratschef kommt die große Verantwortung zu, die Arbeitsbeziehungen des Unternehmens an die moderne Zeit anzupassen. Angesichts dieser Quartalsergebnisse heißt das insbesondere, das Ryanair-Geschäftsmodell durch den Abschluss tragfähiger Verträge mit Gewerkschaften in allen Ländern, in denen die Fluggesellschaft operiert, zu stabilisieren."
ETF-Generalsekretär Eduardo Chaga erklärte: "Das Corporate-Governance-Modell von Ryanair war in einem gerechten Europa schon immer fehl am Platz. Wir begrüßen diese Gelegenheit für das Unternehmen zur Erneuerung und hoffen, dass es diese Chance auch nutzt."
"Es ist darüber hinaus wichtig, dass diese Konzernrestrukturierung bei Ryanair mit teilautonomen Unternehmen in verschiedenen Ländern sich nicht als ein weiteres Instrument für Sozialdumping entpuppt. Alle Beschäftigten, ganz gleich ob in Dublin, Warschau, London oder Wien, haben das Grundrecht auf menschenwürdige Bezahlung und Bedingungen. Es bildet die Grundlage unserer laufenden "Fair Transport"-Kampagne."
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