Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) begrüßt die dieswöchige Ankündigung der australischen Behörde für Seeverkehrssicherheit AMSA, die vorläufigen Ausnahmeregelungen aufzuheben, wonach die vom Seearbeitsübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation festgelegte Höchstdauer von elf Monaten Dienstzeit an Bord überschritten werden durfte.
Der Koordinator der ITF-Sektionen Seeleute und Binnenschifffahrt Fabrizio Barcellona erklärte, dass die Regulierungsbehörden und Branchenakteure angesichts der Tatsache, dass die Welt seit über acht Monaten mit der Covid-19-Pandemie zu tun hat, nun wieder dazu zurückkehren sollten, die Rechte und das Wohlergehen von Seeleuten zu respektieren.
"Es ist inakzeptabel, die humanitäre Crewwechsel-Krise weiter zu ignorieren und den Seeleuten das Recht auf Rückkehr in ihr Heimatland und angemessene medizinische Betreuung zu verweigern oder erschöpfte Besatzungen auf den Schiffen nicht abzulösen. Wir dürfen und können Situationen wie auf der Varga Dream nicht dulden, bei der die AMSA zuließ, dass das Schiff die australischen Hoheitsgewässer verließ, obwohl sich an Bord mit dem Virus infizierte Besatzungsmitglieder befanden, die dringend hätten medizinisch versorgt werden müssen."
"Die Hafenstaatkontrollen müssen wieder ihre Arbeit machen und dafür sorgen, dass die Rechte der Seeleute eingehalten werden," so Barcellona.
"Wir begrüßen die Entscheidung der AMSA, die Ausnahmeregelungen für Schiffseigner, Besatzungsmitglieder länger als die international zulässige Höchstdauer von elf Monaten an Bord zu behalten, aufzuheben. Aber dies ist nur der Anfang der Maßnahmen, die wir von den Hafenstaaten brauchen, um die Crewwechsel-Krise zu lösen und klare Erwartungen an die globale Schifffahrtsbranche zu richten."
"Wir sind zwar enttäuscht, dass diese unnötige Ausnahmeregelung für weitere drei Monate bestehen bleibt, freuen uns aber über die Feststellung der australischen Hafenstaatkontrolle, dass es nicht angemessen sei, derartige Ausnahmen aufrechtzuerhalten, die dem Wohlergehen der Seeleute schaden und ihren Rechten zuwiderlaufen."
Barcellona erklärte, Australien müsse seine Politik für Seeleute über die einzelnen Bundesbehörden und Bundesstaatregierungen hinweg besser koordinieren, indem "Green Lanes" eingerichtet werden, um Seeleute sicher und effizient von und zu Flughäfen und Schiffen zu bringen. Dasselbe gelte für viele andere Regierungen.
"Nach acht Monaten Crewwechsel-Krise müssen die Regierungen die grundlegenden Probleme angehen, die dazu führen, dass Seeleute über ihre ursprüngliche Vertragszeit hinaus an Bord sind: Grenzbeschränkungen, unmögliche Quarantänebestimmungen und mangelnde internationale Flüge."
"Wir freuen uns, wenn Regierungen auf uns und andere Branchenakteure zukommen und uns ihre Mithilfe bei der Lösung der Crewwchsel-Krise anbieten. Lösungen sind vorhanden, die Regierungen müssen sie nur umsetzen," schloss Barcellona.
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