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Das Internationale Verhandlungsforum erkennt die Opfer von Seeleuten während der Covid-19-Pandemie an

NACHRICHTEN Presseerklärung

Vom 1. bis 3. September trafen die ITF und die Gemeinsame Verhandlungsgruppe der Reeder (JNG) zu wichtigen Verhandlungen über Heuererhöhungen und weitere finanzielle Aspekte zusammen. Aufgrund der Pandemie hatte die Sozialpartnerschaft sich darauf verständigt, den ursprünglich für März 2020 geplanten Beginn der Verhandlungsperiode 2021-2022 zu verschieben.

Die Verhandlungen waren aufgrund der Gewinnschwankungen in der Branche sowie der durch die Pandemie gestiegenen Betriebskosten besonders herausfordernd. Beide Parteien waren sich jedoch einig, dass die Opfer, die Seeleute während der Pandemie gebracht haben, anerkannt werden müssen: Sie halten den Welthandel am Laufen, können aber nach Ablauf ihrer Verträge nicht nach Hause zurückkehren und erhalten 2021 keine Heuererhöhung.

Die Verhandlungen wurden mit der folgenden Vereinbarung erfolgreich abgeschlossen:

  • Erhöhung der Heuern und Ausgleichszahlungen um 3 Prozent ab 1. Januar 2022
  • Erhöhung der Heuern und Ausgleichszahlungen um 1,5 Prozent ab 1. Januar 2023
  • Eine Erhöhung der Ermäßigung für JNG-Mitglieder aus dem ITF-Wohlfahrtsfonds auf 20 Prozent als Beitrag zum IBF Seafarers' Support Fund

Im Vorfeld der Verhandlungen haben die Sozialpartner außergewöhnlich eng zusammengearbeitet, da beide Seiten über die Behandlung der Seeleute während der Covid-19-Pandemie durch die Regierungen der Welt zutiefst frustriert waren. Die Durchführung von Crewwechseln ist blockiert, sodass sie nach Vertragsende nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können, und in vielen Ländern ist ihnen sogar der Zugang zu Krankenhäusern verwehrt. Beschäftigten- und Arbeitgebergruppen haben sich gemeinsam dafür eingesetzt, dass die Rechte der Seeleute wiederhergestellt werden.

Der Vorsitzende der ITF-Sektion Seeleute David Heindel war der Sprecher der ITF und leitete die Gespräche.

"Angefangen bei dem Risiko, das die Pandemie für Seeleute darstellt, über das nach wie vor bestehende Problem, dass Hafenstaaten Seeleuten in manchen Fällen die medizinische Notversorgung verwehren, bis zu dem globalen Skandal der Crewwechsel-Krise haben Seeleute während der letzten 18 Monate eine ungeheure Professionalität und Einsatzbereitschaft an den Tag gelegt. Aus diesem Grund sind wir stolz darauf, dass es uns gelungen ist, das Einkommen der Seeleute zu erhöhen. Die Opfer, die sie täglich bringen, um die Lieferketten aufrechtzuerhalten und die Güter, die wir dringend für den Wiederaufschwung benötigen, zu Milliarden von Verbrauchern und Unternehmen zu liefern, werden damit gewürdigt," so Heindel.

Der Sprecher der Gemeinsamen Verhandlungsgruppe der Reeder (JNG), Kapitän Belal Ahmed, schloss sich der Aussage von Heindel an, dass die Branche den Seeleuten so auf ganz konkrete Weise ihren Dank ausdrücke.

"Die Arbeitgeber in der Seeschifffahrt, die Reeder, die Verwalter: Die schwierigen und turbulenten Gewässer dieser Pandemie haben uns den Besatzungen nähergebracht. Wir sind uns der Opfer, die sie auf sich genommen haben, bewusst und sehen uns als Unternehmen im Rahmen unserer Möglichkeiten verpflichtet, auch in Zukunft für sie da zu sein: Wir haben uns bemüht, den Einsatz der Seeleute anzuerkennen."

Als weiterer Vertreter der Arbeitgeberseite fügte der Vorsitzende der JNG und der IMMAJ Toshihito Inoue, hinzu: "Die Heuervereinbarung sorgt für Stabilität auf dem Lohnmarkt für Seeleute und ermöglicht es den Arbeitgebern, die seit 2020 bestehenden Nachfrageschwankungen auf den verschiedenen Schifffahrtsmärkten besser zu bewältigen."

Der ITF-Präsident und Vorsitzende der Sektion Häfen Paddy Crumlin, der in seiner Eigenschaft als gleichberechtigter Vorsitzender des ITF-Fair-Practices-Ausschusses (FPC) an den Verhandlungen teilnahm, begrüßte das Abkommen.

"Dies ist ein wichtiges Ergebnis nicht nur für die Seeleute, sondern für alle Beschäftigten im Seeverkehr, denn es zeigt, dass sich renommierte Arbeitgeber für die Fortführung der globalen Kollektivverhandlungen einsetzen, die für die globale Lieferkette unerlässlich sind. Multinationale Unternehmen in anderen Sektoren sollten sich bemühen, angemessene Rahmenvereinbarungen für die direkt und indirekt Beschäftigten in ihrer globalen Lieferkette sicherzustellen," forderte Crumlin.

Die Rahmenvereinbarung des Internationalen Verhandlungsforums (IBF) zwischen der ITF und der Gemeinsamen Verhandlungsgruppe (JNG) regelt die Beschäftigungs- und Vergütungsbedingungen für internationale Seeleute, die an Bord von Schiffen arbeiten, die unter der Flagge eines von der ITF als Billigflagge bezeichneten offenen Registers fahren.

 

Hinweise

Über das IBF:

  • Das Internationale Verhandlungsforum (International Bargaining Forum – IBF) wurde im Jahr 2003 als Mechanismus für Kollektivverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften im Seeverkehr eingerichtet, um die Heuern und Beschäftigungsbedingungen von Seeleuten zu vereinbaren, die auf Schiffen arbeiten, die unter der Flagge eines von der ITF als Billigflagge bezeichneten offenen Registers fahren. Mit voraussichtlich mehr als 9.200 Schiffen, für die die in dieser Woche getroffene Einigung gilt, ist die Vereinbarung zwischen ITF und JNG (IBF) der weltweit größte Kollektivertrag im privaten Sektor.
  • Die IBF-Verhandlungen umfassen sowohl zentrale als auch lokale Verhandlungen, die es ermöglichen, Kernprinzipien zu entwickeln, die dann in spezifische lokale Vereinbarungen aufgenommen werden können. Dieser einzigartige Ansatz für Lohnverhandlungen ist das einzige Beispiel für internationale Kollektivverhandlungen.
  • Der IBF Seafarers' Support Fonds wurde ausschließlich für die Förderung des Wohls von Seeleuten auf unter IBF-Verträgen fahrenden Schiffen ins Leben gerufen.

Über die ITF:

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Zusammenschluss und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir kämpfen engagiert für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus 140 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für knapp 20 Millionen erwerbstätige Frauen und Männer im Verkehrssektor weltweit.

Über die JNG:

Die Gemeinsame Verhandlungsgruppe (Joint Negotiating Group – JNG) der Reeder ermöglicht die Koordinierung der Positionen von Arbeitgebern in der maritimen Industrie weltweit. Der JNG gehören derzeit der International Maritime Employers' Council (IMEC), die International Mariners Management Association of Japan (IMMAJ), die Korean Shipowners Association (KSA) und das taiwanische Unternehmen Evergreen an.

Medienkontakt:

ITF          media@itf.org.uk        (+4420) 7940 9282

JNG        info@imec.org.uk        (+4420) 7702 9138

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