Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und ihr angeschlossene Gewerkschaften in Lateinamerika warnen vor einer drohenden Umweltkatastrophe im Südatlantik aufgrund von Überfischung durch unregulierte Schiffe.
"Weil die Fangtätigkeit außerhalb der Atlantikregion stattfindet, die von Argentinien reguliert wird, ist sie technisch gesehen nicht illegal," so Chris Williams von der ITF-Sektion Fischereiwirtschaft. "Nach dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) sind die Staaten jedoch ganz klar dazu verpflichtet, Vereinbarungen über die Bewirtschaftung der Fischbestände abzuschließen. Das ist hier einfach nicht geschehen.
"Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen in der Region appellieren an alle Länder, deren Schiffe dort Fischfang betreiben, sich dringend mit Argentinien in Verbindung zu setzen und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Fangquoten zu vereinbaren. Wir befürchten, dass dort andernfalls wichtige Fischarten ausgerottet werden und niemand mehr dazu in der Lage sein wird, vom Fischfang zu leben."
Die Hochsee im Südwestatlantik ist die einzige Meeresregion der Welt ohne funktionierende regionale Fischereiorganisation. Die Verhandlungen um die Schaffung einer solchen Organisation sind aufgrund des seit langem andauernden Territorialkonflikts zwischen Argentinien und Großbritannien um die Malwinen/Falklandinseln, die am südlichen Rand der Problemregion liegen, höchst kompliziert.
Unregulierte Fischerei breitet sich aus
Die Existenzgrundlagen lateinamerikanischer Fischereibeschäftigter sind durch ausländische Schiffe aus Südkorea, China, Taiwan, Spanien und anderen Ländern, die in den als "Meile 201" bezeichneten Gewässern vor Argentinien Fischfang betreiben, stark gefährdet. Argentinien reguliert die Fangtätigkeit in einer Zone von 200 Seemeilen (370 km) vor seiner Küste, das Gebiet östlich davon ist jedoch unreguliert und hat sich zu einem Hotspot für groß angelegte Fischerei entwickelt.
Aus einem von der ITF in Auftrag gegebenen Bericht (auf Spanisch) der lateinamerikanischen Sozial- und Umweltjournalistin Sabina Goldaracena, der im Dezember 2022 veröffentlicht wurde, geht hervor, dass die Anzahl der Fangschiffe in der Region sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt hat. Allein die Anzahl chinesischer Schiffe hat sich nach den Daten der argentinischen Marinepräfektur von 271 im Jahr 2020 auf 375 im Jahr 2021 erhöht.
Dem Bericht zufolge werden die Fischbestände, insbesondere Tintenfisch und Seehecht, überfischt.
"Wir müssen das Gleichgewicht wiederherstellen," erklärte Ariel Sudan von der argentinischen Fischereigewerkschaft Centro De Patrones Y Oficiales Fluviales De Pesca Y De Cabotaje Maritimo. "Für den Lebensunterhalt der Fischereibeschäftigten in unserer Region ist es existenziell, die Nachhaltigkeit der Arten in unseren Gewässern zu schützen."
In Workshops, die die ITF Ende 2022 in Montevideo (Uruguay) organisierte, kamen Gewerkschaften aus der gesamten Region zu dem Schluss, dass die Lage in der als "Meile 201" bekannten Zone, kritisch geworden ist. Sie riefen Regierungen in der ganzen Welt dazu auf, dringend in dieser Frage aktiv zu werden und ihren UN-Verpflichtungen nachzukommen.
ENDE
Über die ITF: Die Internationale Transportarbeiter Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Verband von Verkehrsgewerkschaften und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir engagieren uns für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus 140 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für die knapp 20 Millionen Männer und Frauen, die die Mobilität der Welt sicherstellen. Medienkontakt: media@itf.org.uk