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400.000 Verkehrsbeschäftigte gewährleisten die Aufrechterhaltung der Mobilität in der Ukraine – Sie verdienen Frieden

NACHRICHTEN Presseerklärung

 

  • Gewerkschaften fordern Frieden und fordern Russland und die Ukraine zur Wiederaufnahme von Gesprächen auf
  • Verkehrsbeschäftigte sammeln 0,6 Millionen US-Dollar zur Unterstützung von Flüchtenden und Kindern
  • Sorge über Angriffe auf Arbeitnehmer*innenrechte

Zum einjährigen Jahrestag des Beginns von Putins völkerrechtswidriger Invasion in die Ukraine forden die Verkehrsgewerkschaften der Welt Russland und die Ukraine zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen.

“Die 400.000 Verkehrsbeschäftigten der Ukraine brauchen dringend Frieden. Nach einem Jahr des Todes, der Zerstörung und der Verzweiflung verdienen die ukrainischen Verkehrsbeschäftigten Frieden,” erklärte der Präsident der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) Paddy Crumlin. “Die ITF und die ETF haben ihre unverbrüchliche Solidarität mit den arbeitenden Menschen gezeigt, die in diesen Konflikt gezogen wurden. Dies ist nicht ihr Krieg.”

Der Präsident der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) Frank Moreels erklärte: “Selbst in diesen Kriegszeiten haben die ukrainischen Verkehrsbeschäftigten die Mobilität im Land aufrechterhalten und Millionen ihrer Landsleute das Leben gerettet, indem sie sie aus Kampfgebieten herausbrachten oder mit lebenswichtigen Gütern versorgten. In diesem Krieg kamen Hunderte dieser Beschäftigten ums Leben oder verloren ihre Kinder. Die ukrainischen Verkehrsbeschäftigten haben sich aufgeopfert. Wir zollen ihnen Respekt.”

Zehntausende von Verkehrsbeschäftigten haben sich in der Ukraine wie auch in Russland freiwillig zu den Streitkräften gemeldet oder wurden eingezogen. Lokalen Gewerkschaften zufolge haben sich im vergangenen Jahr 9.000 Bahnbeschäftigte zum ukrainischen Militär gemeldet. Hinzu kommen weitere 8.400 Seeleute, die im Laufe des letzten Jahres in der Armee dienten.

353 Bahnbeschäftigte sind nach Angaben ukrainischer Bahngewerkschaften bisher bei Gefechten oder im Kreuzfeuer getötet worden. 819 Bahnbeschäftigte wurden verletzt, 11 wurden von den russischen Streitkräften gefangen genommen und weitere 32 gelten als “vermisst”. Erschütternderweise haben 200 Kinder von Bahnbeschäftigten ihre Eltern verloren.

“Wir trauern um alle Verkehrsbeschäftigten, die in diesem schrecklichen Krieg ums Leben gekommen sind, und zollen ihren Familien, ihren Gemeinschaften und ihren Gewerkschaften Respekt,” so ITF-Generalsekretär Stephen Cotton.

“Es muss wieder Frieden hergestellt werden, damit die Verkehrsbeschäftigten und die Bevölkerung der Ukraine ihre Existenz wiederaufbauen und für die Zukunft planen können. So lange der Krieg tobt, werden den Beschäftigten nur immer weitere Opfer abverlangt.”

ETF-Generalsekretärin Livia Spera fügte hinzu: “Als der Krieg vor einem Jahr begann, war die ganze Welt schockiert. Dieser Konflikt hat das Leben der ukrainischen Bevölkerung für immer verändert. Aber seine Auswirkungen gehen weit über das hinaus und betreffen alle arbeitenden Menschen in ganz Europa, vor allem Verkehrsbeschäftigte.”

“Dieser Krieg nutzt niemandem, und die EU sollte weiter alle Möglichkeiten ausloten, die ihr zur Verfügung stehen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden,” so Spera.

Verkehrsbeschäftigte gewährleisten die Mobilität in der Ukraine

“Selbst im Auge des Sturms, inmitten dieser Invasion und mit einer großen Zielscheibe auf dem Rücken haben die Verkehrsbeschäftigten die Mobilität in der Ukraine aufrechterhalten,” so Paddy Crumlin von der ITF.

Im letzten Jahr haben Bahnbeschäftigte vier Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer per Eisenbahn evakuiert, darunter über eine Million Kinder, die sie in Sicherheit brachten. Ukrainische Hafenbschäftigte haben lebenswichtige Getreidelieferungen verschifft, um die Welt zu ernähren und die Wirtschaft der Ukraine zu unterstützen. Ukrainische Seeleute, die unentbehrlich für das Funktionieren der globalen Lieferketten sind, haben dringend benötigtes Geld an ihre durch den Krieg geschädigten Familien und Gemeinden geschickt.

Ukrainische und philippinische Seeleute an Bord der 'Regina Oldendorff' treten für Frieden ein. Ukrainische Seeleute haben die globalen Lieferketten am Laufen gehalten. Für ihre Familien zu Hause, die sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinden, ist ihr Einkommen lebenswichtig.

Ukrainische Häfen, Schienenstrecken und Straßennetze, die Arbeitsplätze von Verkehrsbeschäftigten, sind ein ständiges Ziel militärischer Angriffe.

“Verkehrsbeschäftigte sind in diesem Krieg in besonderer Gefahr,” so Crumlin. “Dies geht aus bestätigten und unbestätigten Berichte hervor, wonach zivile Verkehrsinfrastrukturen von den Streitkräften angegriffen werden, um sie lahmzulegen oder die Kontrolle über sie zu übernehmen.”

Einige Häfen, vor allem im Süden, wurden wieder geöffnet, fast ausschließlich, um im Rahmen der Schwarzmeer-Getreide-Initiative der Vereinten Nationen Getreide umzuschlagen. Russlands unsichere Einhaltung des trilateralen Abkommens mit der Ukraine und dem Nachbarland Türkei lässt Hafenbeschäftigte und Seeleute an Bord der einlaufenden Schiffe bangen, dass ihre Arbeitsplätze von einem Moment auf den anderen zum Kriegsgebiet werden könnten.

Gewerkschaften haben erneut dazu aufgerufen, alles zu tun, um den Krieg in der Ukraine zu beenden.

“Die Welt ist im Chaos, aber das liegt nicht an den Verkehrsbeschäftigten. Wir haben unseren Part des Sozialvertrags eingehalten. Nun müssen die nationalen Verantwortungsträger ihre Arbeit tun und für dauerhaften Frieden sorgen,” so Cotton von der ITF.

Cotton erklärte: “Alle Parteien, auch Russland und die Ukraine und ganz Europa und die NATO-Staaten, müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Spannungen zu deeskalieren und ein friedliches, diplomatisches Ende dieser Krise herbeizuführen. Die Vereinten Nationen müssen ihren Beitrag zur Vermittlung von Gesprächen leisten. Es gibt keinen Frieden ohne Dialog.”

Historische Welle der Solidarität – Gewerkschaften sammeln 0,6 Millionen Dollar an Hilfsspenden

“Beschäftigte in aller Welt wenden sich nach wie vor gegen die russische Invasion. Sie haben wiederholt ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung und ihre Verurteilung der Aggression Putins zum Ausdruck gebracht,” so Crumlin.

“Der Kriegsausbruch in Europa hat unter den Verkehrsbeschäftigten eine der größten Solidaritätswellen in der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung ausgelöst. Weltweit tun sich Millionen von Verkehrsbeschäftigten zusammen, um Frieden zu fordern, Unterstützung zu leisten, Versorgungsgüter zu schicken, die Gewalt zu verurteilen und ihre Freundschaft mit unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zu bekräftigen,” so Crumlin weiter.

Die Mitgliedsorganisationen der ITF in der Ukraine sind die Ukrainische Gewerkschaft der Beschäftigten in der Schifffahrtswirtschaft (MTWTU), die Gewerkschaft der Eisenbahner und Transportwegebauer und die Freie Gewerkschaft der Lokführer.

A solidarity visit by transport unions took place in Ukraine recently
Im Januar dieses Jahres statteten Verkehrsgewerkschaften der Ukraine einen Solidaritätsbesuch ab. | (Bildquelle: ITF)

Mitgliedsorganisationen der ITF und der ETF richteten gemeinsam einen Solidaritätsfonds ein, um die Hilfsmaßnahmen beider Organisationen zu koordinieren und Verkehrsbeschäftigten aus aller Welt eine praktische Möglichkeit zur Unterstützung zu bieten.

In den folgenden 12 Monaten wurde über eine halbe Millionen US-Dollar (493,550 GBP, 592.129 USD) in den Solidaritätsfonds gespendet. Anschließend arbeiteten ITF und ETF mit ukrainischen Gewerkschaften zusammen, um den Kauf von Tausenden von Lebensmittelpaketen, Hygieneprodukten und Verbandskästen für Erste Hilfe und Verbrennungen und deren Verteilung unter den Familien von Verkehrsbeschäftigten zu koordinieren.

Lieferung von dringend benötigten Dieselgeneratoren dank der Solidarität von Hunderten von Gewerkschaften und Tausenden von Verkehrsbeschäftigten | (Bildquelle: ITF/ETF)

Mit dem nahenden Winter 2022 versorgten die Gewerkschaften hilfsbedürftige Ukrainer*innen vor allen mit Dieselgeneratoren, Öfen, wasserdichten Socken und Heizgeräten Die Lieferungen enthielten auch Bücher und Spielzeuge für die Kinder von Beschäftigten. Sorge bereitet laut ukrainischen Bahngewerkschaften aber noch immer die Unterbringung von Tausenden vertriebener Kinder.

Livia Spera von der ETF schildert die Stimmung unter den Gewerkschaften: “In Zeiten der Not gibt es kein Zögern! Wir haben uns schnell zusammengetan und unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien geholfen. Eine große Welle der Solidarität breitete sich rasch in ganz Europa aus und ermöglichte uns die Organisation umfangreicher humanitäre Hilfe für die Ukraine.”

“Wir werden unsere Unterstützung fortsetzen und unsere Anstrengungen verdoppeln, um weitere Spenden für die langfristige Hilfe zu sammeln, worum unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen gebeten haben. Wir haben sie nicht vergessen und werden das auch in Zukunft nicht tun,” so Spera.

Arbeitnehmer*innenrechte dürfen nicht zum Kollateralschaden werden

“Ohne Frieden kann es keine soziale Gerechtigkeit für die Beschäftigten in der Ukraine geben,” betonte Moreels von der ETF.

“Um es klar zu sagen: Das Opfer der ukrainischen Verkehrsbeschäftigten darf von ihrer Regierung nicht mit der Vernichtung ihrer Rechte vergolten werden. Wir setzen die ukrainischen Entscheidungsträger darüber in Kenntnis, dass die internationale Gewerkschaftsbewegung die so genannten ‘Reformen‘ und Privatisierungsmaßnahmen, die unter dem politischen Deckmantel des Krieges betrieben werden, sehr aufmerksam beobachtet und nicht tolerieren wird.”

“Die Rechte der ukrainischen Beschäftigten dürfen in diesem Krieg nicht zum Kollateralschaden werden. Die ukrainischen Verkehrsbeschäftigten haben Besseres verdient. Sie verdienen Frieden und Gerechtigkeit. Sie verdienen Brot, und auch Rosen,” so Moreels.

 

ENDE

Hinweise:

  • Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) vertreten gemeinsam 18,5 Millionen Verkehrsbeschäftigte weltweit, die über 700 Mitgliedsorganisationen beider Föderationen angehören.
  • Quelle Titelbild: Vereinte Nationen

Der ITF/ETF-Solidaritätsfonds:

  • Gesammelte Spenden:     493.550 GBP         592.130 USD
  • Verteilt:     446.262 GBP         535.408 USD
  • Die verbleibenden Mittel werden im Zuge der Festlegung weiterer Hilfs- und langfristiger Unterstützungsmaßnahmen ausgegeben. Alle GBP-Angaben sind auf das nächste ganze Pfund aufgerundet. Die Angaben in USD ergeben sich aus der Umrechnung des GBP-Gegenwerts zum Schlusskurs vom 23.02.2023, gerundet auf den nächsten ganzen Dollar.

 

Über die ITF: Die Internationale Transportarbeiter Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Verband von Verkehrsgewerkschaften und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir engagieren uns für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus 140 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für die knapp 20 Millionen Männer und Frauen, die die Mobilität der Welt sicherstellen.

Über die ETF: Die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) ist eine paneuropäische Gewerkschaftsorganisation, der Gewerkschaften aus der Europäischen Union, dem Europäischen Wirtschaftsraum sowie aus mittel- und osteuropäischen Ländern angehören. Die ETF vertritt über 5 Millionen Verkehrsbeschäftigte aus über 200 Gewerkschaften in 40 europäischen Ländern. Diese Beschäftigten sind in allen Bereichen des Land-, See- und Luftverkehrs tätig.

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