Die Heimschaffung von sieben Seeleuten aus Myanmar von einem einer koreanischen Reederei gehörenden Schiff über Großbritannien zeigt, dass Crewwechsel auch während der aktuellen Krise noch möglich sind. Allerdings bedarf es dafür der Entschlossenheit der Arbeitgeber, meint der in Liverpool lebende und arbeitende ITF-Inspektor Tommy Molloy.
Die Besatzungsmitglieder der MV Hyundai Tacoma wandten sich nach dem Ablauf ihrer Heuerverträge an die ITF und baten um Hilfe bei ihrer Heimschaffung. Konfrontiert mit Schwierigkeiten hinsichtlich der Rückführung der Besatzung in ihr Heimatland Myanmar verlangte der Arbeitgeber HMM Ocean Services von den Crewmitgliedern, ihre Verträge zu verlängern.
"Der erste Hilferuf erreichte meinen Kollegen Shwe Tun Aung, ITF-Inspektor in Houston, USA," berichtet Molloy. "Das Schiff sollte im Hafen von Southampton einlaufen, und sieben Besatzungsmitglieder wollten dort die Hyundai Tacoma verlassen."
Neben Verhandlungen mit der Reederei und dem Managementunternehmen des Schiffs beinhaltet die Heimschaffung von Seeleuten häufig die Kontaktaufnahme zu staatlichen Behörden im Hafenstaat (wo das Schiff liegt) und dem Flaggenstaat (wo das Schiff eingetragen ist).
Molloy schrieb eine E-Mail an das Flaggenstaat-Register der Marshallinseln, wo die Hyundai Tacoma eingetragen ist, und eine weitere an die britische Maritime and Coastguard Agency-
Er kontaktierte des Weiteren die Botschaft der Union Myanmar in London, um sie über die Notlage der Seeleute zu informieren.
Er erklärte den Regierungsbehörden und HMM Ocean Services selbst, dass die Besatzung das Schiff während des Aufenthalts in Southampton verlassen müsse.
"Ohne Verträge oder Vertragsverlängerungen wären sie illegal an Bord. Außerdem wäre es unter diesen Umständen ohne Geltung eines Heuervertrags zweifelhaft, ob für die Seeleute Versicherungsschutz besteht. Zudem ist fraglich, ob das Schiff so die Bestimmungen über die Mindestbemannung erfüllt."
"Dem Unternehmen wurde klar, dass ihm trotz der echten Probleme, mit denen viele in der Branche bei der Organisierung von Crewwechseln konfrontiert sind, nicht viel Anderes übrigblieb, als alle Hebel für die Abmusterung der Crew in Bewegung zu setzen und sein Bestes zu tun, um sie in ihre Heimatländer zurückzubringen," erklärte Molloy.
Die Crew wurde am 30. August in Southampton abgelöst. Aber damit war die Angelegenheit noch lange nicht erledigt.
"Die Botschaft teilte mit, dass es zwar keine kommerziellen Flüge nach Myanmar gebe, dafür aber 'Hilfsflüge' mit begrenzter Verfügbarkeit von Sitzplätzen," so Molloy. "Der früheste Flug, den sie für die sieben Besatzungsmitglieder buchen konnten, ginge erst am 21. September."
"Es bedurfte zahlreicher Gespräche zwischen den einzelnen Parteien, um die Buchung endlich zu bestätigen. Ich konnte einige Kontaktpersonen beim britischen Grenzschutz anrufen, zu denen ich eine hervorragende Arbeitsbeziehung aufgebaut habe. Daraufhin erhielten die Besatzungsmitglieder die Genehmigung, bis zu ihrem Flugtermin in Großbritannien zu bleiben."
Molloy sagte, das Unternehmen habe die Crew bis zum Tag ihres Abflugs in einem Hotel in Southampton untergebracht. Diese Verzögerung ist zwar alles andere als wünschenswert, aber wie Molloy berichtet, nimmt sich die Gemeinschaft der Seeleute in dem südenglischen Hafen der sieben Burmesen an.
"Ich wandte mich an Stella Maris in Southampton, die sich intensiv um die Seeleute kümmern, jeden Tag etwas mit ihnen unternehmen, dafür sorgen, dass sie regelmäßigen Kontakt zu ihren Familien haben und so weiter," so Molloy.
"Leider ist das Erste und Einzige, was vielen Schiffsbetreibern in den Sinn kommt, auf dem Abschluss von Vertragsverlängerungen zu bestehen. In manchen Fällen könnte eine solche Verlängerung schreckliche Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Crew haben. Jedes Besatzungsmitglied ist dazu berechtigt, eine Vertragsverlängerung abzulehnen und auf seinem Recht zu beharren, auf Kosten seines Arbeitgebers heimgeschafft zu werden. Im Jahr 2020 kann dich niemand zur Arbeit zwingen."
Nach Ansicht von Molloy müssten mehr Seeleute diesem Thema Nachdruck verleihen, indem sie Nein zu einer Verlängerung sagen."
"So bekommen die Seeleute der Hyundai Tacoma nun endlich eine wohlverdiente Ruhepause und können sich auf das Wiedersehen mit ihren Familien freuen, statt erschöpft und frustriert weiterzuarbeiten, ohne dass ein Ende in Sicht wäre," so Molloy.
"Dieser Fall zeigt, dass trotz der sehr realen Probleme, denen viele Unternehmen gegenüberstehen, Heimschaffungen organisiert werden können, wenn der entsprechende Wille vorhanden ist."
Molly hat in den letzten Monaten andere Unternehmen gemahnt, beim Anlaufen britischer Häfen die Chance zum Crewwechsel zu ergreifen.
"Für mich ist die Sache ganz einfach. Wenn Verträge von Besatzungsmitgliedern abgelaufen sind und sie keine Verlängerung unterzeichnen, haben sie einen Anspruch darauf, heimgeschafft zu werden. Dann liegt das Problem beim Unternehmen, nicht den Seeleuten, die ihren Teil des Vertrags bereits erfüllt haben."