Nachdem die Passagiere des Kreuzers am 23. März 2020 ausgeschifft worden waren, versetzte das Unternehmen Seeleute von mehreren anderen seiner Schiffe auf die Mein Schiff 3 und schickte sie nach Cuxhaven (Deutschland), um sie von dort aus heimzuschaffen. Das Schiff legte am 28. April in Cuxhaven an, am 30. April wurde jedoch ein Covid-19-Ausbruch an Bord festgestellt, woraufhin das Unternehmen alle auf dem Schiff befindlichen Personen unter Quarantäne stellte.
Nach wochenlangen intensiven Diskussionen mit TUI Cruises gelang es Maya Schwiegershausen-Güth von der der ITF angeschlossenen deutschen Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit Unterstützung des deutschen ITF-Inspektors Hamani Amadou, am Freitag, den 8. Mai, die Heimschaffung von etwa 1.200 der 2.900 Seeleute zu ermöglichen.
"Es war extrem frustrierend und empörend, dass weder das Unternehmen noch der Flaggenstaat ihre Verantwortung ernst nahmen. Die Seeleute wollen unbedingt nach Hause, und das steht ihnen auch zu. Glücklicherweise war die deutsche Regierung während der gesamten Zeit kooperativ. Ohne ihre Unterstützung und die Hilfe der Seemannsmission hätte die Situation an Bord leicht eskalieren können," so Schwiegershausen-Güth.
Fünfzehn Crewmitglieder, bei denen Covid-19-Symptome auftraten, wurden getestet, neun von ihnen positiv. Die infizierten Seeleute wurden unter Quarantäne gestellt, aber da das Schiff vor der Verlegung von über 3.000 Seeleuten von sechs verschiedenen Schiffen auf die Mein Schiff 3 keine klare Pandemiestrategie verfolgte, wurden die Besatzungsmitglieder unnötigerweise der Gefahr einer Infizierung ausgesetzt, was unter ihnen große Angst auslöste.
Die ITF hat bestätigt, dass Besatzungsmitglieder aus der Ukraine (168), Indonesien (738), der Türkei, Tunesien, Mauritius und China mit Chartermaschinen in ihre Heimatländer zurückgeflogen wurden. Weitere Charterflüge für die Heimschafffung von etwa 1.200 weiteren Seeleuten aus den Philippinen, Nicaragua und Honduras sind in der kommenden Woche geplant. Für 192 indische Seeleute, die nur begrenzte Unterstützung von ihrer Regierung erhalten, ist leider kein Heimflug in Sicht, sodass sie weiter an Bord bleiben müssen.
Die der ITF angeschlossene ukrainische Gewerkschaft der Beschäftigten in der Schifffahrtswirtschaft (MTWTU) hieß ihre Mitglieder am Freitag am Internationalen Flughafen Borispol in Kiew willkommen.
Der erste stellvertretende Vorsitzende der MTWTU, Oleg Grygoriuk, berichtete der ITF heute: "Alle unsere zurückgeführten Seeleute, die negativ auf Covid-19 getestet wurden, sind inzwischen zu Hause, was für unsere Mitglieder und ihre Familien eine enorme Erleichterung ist. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen für den sicheren Transfer der Besatzungsmitglieder von Cuxhaven nach Odessa gesorgt und bei der ukrainischen Regierung darauf hingewirkt, dass sie bei ihrer Rückkehr nicht dazu gezwungen wurden, sich in einer medizinischen Einrichtung einer Quarantäne zu unterziehen."
"Alle aus Deutschland zurückgekehrten Seeleute wurden angewiesen, die 'Act at Home'-App zu verwenden und dürfen sich für den Beobachtungszeitraum zu Hause isolieren. Wir werden weiter mit ihnen in Verbindung bleiben," so Grygoriuk.
Die ITF-Koordinatorin für maritime Industrien Jacqueline Smith gratulierte der deutschen Bundesregierung, den ITF-Gewerkschaften ver.di und MTWTU, der Deutschen Seemannsmission und ITF-Inspektor Hamani Amadou zu ihrer gelungenen Zusammenarbeit, die diese erste Welle von Rückführungen ermöglichte.
"Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen danken allen, die daran beteiligt waren, die Besatzungsmitglieder der Mein Schiff 3 heimzuschaffen. Wir haben in enger Zusammenarbeit mit UN-Agenturen und der Branche eine Roadmap erstellt, nach der Regierungen sich richten können, um Seeleuten sichere Freizügigkeit zu gewähren und für sie als 'systemrelevante Arbeitskräfte' sofortige Ausnahmen von nationalen Covid-19-Einschränkungen zuzulassen, um ihre Ablösung und Heimschaffung zu ermöglichen," erklärte Smith.
Das gemeinsame Engagement und die koordinierten Maßnahmen der Bundesregierung, der Seemannsmission und der maritimen Gewerkschaften in diesem Fall zeigen Regierungen und Branchenakteuren weltweit beispielhaft, wie solche Maßnahmen vonstatten gehen können, unterstreichen aber auch die dringende Notwendigkeit, dass Unternehmen und Flaggenstaaten mehr Verantwortung für ihre Seeleute übernehmen und ihnen den Respekt entgegenbringen müssen, den sie verdienen.
"Die erschütternden Berichte der letzten zwei Wochen über Crewmitglieder, die sich das Leben nahmen, während sie darauf warteten, nach Hause zurückkehren zu können, machen eindringlich deutlich, wie wichtig Sicherheit für Zehntausende von Seeleuten ist, die derzeit auf ihre Heimschaffung warten. Wir appellieren eindringlich an Regierungen in aller Welt, dem Beispiel von Deutschland zu folgen, jetzt zu handeln und Seeleute in ihre Heimatländer zurückzubringen," so Smith.
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