Zwei neue Nothilfeprojekte, die vom ITF Seafarers' Trust finanziert und von zwei indischen Seeleutegewerkschaften umgesetzt werden, werden hunderte Menschenleben retten.
Die Finanzierung von Sauerstoffkonzentratoren und Hilfsgütern für betroffene Seeleute und ihre Familien durch den ITF Seafarers' Trust erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem das indische Gesundheitssystem infolge des beispiellosen Covid-19-Ausbruchs im Land am Rande des Zusammenbruchs steht. Die beiden Zuschüsse belaufen sich auf insgesamt 215.000 GBP (305.085 USD).
Die National Union of Seafarers of India (NUSI) wird die Sauerstoffkonzentratoren über ihr Netzwerk von Geschäftsstellen im ganzen Land kostenlos an Seeleute und deren Familien ausliefern. Die Initiative ist Teil eines breiter angelegten Gewerkschaftsprojekts zur Erhöhung der Anzahl von Beatmungsbetten in staatlichen Krankenhäusern.
Ein zweiter Zuschuss des ITF Seafarers' Trust dient der Finanzierung von Hilfsgütern für indische Seeleute und ihre Familien, die während des Lockdowns oder einer Quarantäne in Not geraten sind. Die Forward Seamen’s Union of India (FSUI) wird die logistische Unterstützung und Verteilung lebenswichtiger Güter für Seeleute in im Rahmen des Lockdowns gesperrten Häfen koordinieren und Familien Hilfe leisten, die durch das Virus Angehörige verloren haben.
“Letztes Jahr, als die Pandemie gerade begann, waren die indischen Seeleutegewerkschaften an vorderster Front dabei, die Seeleute mit Notvorräten und Handdesinfektionsmitteln zu versorgen,” berichtete Katie Higginbottom, die Leiterin des ITF Seafarers' Trust.
“Nun sind wir alle Zeugen der menschlichen Tragödie, die diese todbringende zweite Welle in Indien auslöst, und der ITF Seafarers‘ Trust ist stolz darauf, Gewerkschaften zu unterstützen, die zur Stelle sind, um möglichst viele Leben zu retten und die Not der indischen Seeleute und ihrer Familien zu lindern.”
Nach den Worten des Generalsekretärs der NUSI Abdulgani Y. Serang werden die Fördermittel für Sauerstoffkonzentratoren Leben retten, da der chronische Mangel von Beatmungsgeräten im Land damit eingedämmt werde.
“In ganz Indien versuchen die Menschen, darunter auch Seeleute, Sauerstoffflaschen oder Sauerstoffkonzentratoren für sich selbst oder ihre Angehörigen zu beschaffen, damit sie diesen Virus zu Hause bekämpfen können. Auch die Krankenhäuser brauchen mehr solcher Geräte – für viele Erkrankte stehen keine Sauerstoffbetten zur Verfügung, was Menschenleben kostet,” beklagt Serang. “Dieser Zuschuss wird hunderte von Menschenleben retten,” so Serang.
Auch der Generalsekretär der FSUI Manoj Yadav ist optimistisch, dass diese Fördergelder etwas bewirken werden.
“Zahlreiche Seeleute sind positiv getestet und viele sind gestorben. Zu viele. Wir tun unser Möglichstes, um den Familien von Seeleuten in dieser extrem schwierigen Zeit die notwendige Hilfe zu leisten,” so Yadav.
Crewwechsel-Krise droht sich durch den Ausbruch in Indien zu verschlimmern
Im maritimen Sektor wächst die Sorge, dass sich im Zuge der Gesundheitskrise in Indien die Zahl der Seeleute, die infolge der durch Covid bedingten staatlichen Grenz- und Reisebeschränkungen nicht in ihre Heimatländer zurückkehren könne, in wenigen Wochen verdoppeln könnte. Schon jetzt sitzen Schätzungen zufolge etwa 200.000 Seeleute an Bord von Schiffen fest und sind gezwungen, über ihre ursprüngliche Vertragsdauer hinaus weiterzuarbeiten.
“Neue Restriktionen, die die indischen Seeleute betreffen, werden die Crewwechsel-Krise verschärfen. Wir brauchen Systeme, die es ermöglichen, negativ getestete und vollständig geimpfte Seeleute auf Schiffe zu bringen, um Besatzungen, die schon viel zu lang an Bord sind, abzulösen,” forderte der Vorsitzende der ITF-Seeleutesektion David Heindel.
Die wichtigen Crewwechsel-Drehkreuze Singapur, Hongkong und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Personen, die sich vor kurzem in Indien aufhielten, die Einreise bzw. Durchreise durch ihre Häfen und Flughäfen verboten. Eines von acht Besatzungsmitgliedern im weltweiten Schifffahrtssektor ist indischer Herkunft.
“Unsere Herzen sind bei unseren Brüdern und Schwestern in Indien. Für indische Seeleute auf See ist es ein doppelter Schlag, mit anzusehen, wie ihre Familien leiden, und gleichzeitig mit der Aussicht konfrontiert zu sein, viele weitere Monate an Bord weiterarbeiten zu müssen und nicht in der Lage zu sein, nach Hause zurückzukehren, um ihren Angehörigen zur Seite zu stehen,” so Heindel.
“Diese beträchtlichen Fördergelder zeigen, dass Gewerkschaftsmitglieder dazu bereit sind, alles in ihren Möglichkeiten Stehende zu tun, um die Auswirkungen des Virus zu verringern. Aber die langfristige Lösung besteht darin, allen Seeleuten universellen Zugang zu Impfstoffen zu geben, indem alle ihren Teil dazu beitragen: Regierungen, Gewerkschaften, Unternehmen, gleichzeitig und weltweit.”
“Nationale Covid-Ausbrüche wie der, den wir gerade in Indien erleben, werden sich so lange wiederholen, bis die ganze Welt dieses Virus unter Kontrolle hat, was die Crewwechsel-Krise verschlimmert und wichtige Versorgungsketten gefährdet. Niemand ist sicher, bis wir alle sicher sind,” so Heindel.
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Hinweise:
- Fotos von der Unterstützung von Covid-19-Initiativen durch den ITF Seafarers’ Trust im Jahr 2020 können hier heruntergeladen werden. (Bildquelle: ITF Seafarers’ Trust)
Die ITF: Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Zusammenschluss und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir kämpfen engagiert für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus 140 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für 20 Millionen erwerbstätige Frauen und Männer im Verkehrssektor weltweit.
Der ITF Seafarers' Trust: Der ITF Seafarers Trust, eine im Jahr 1981 gegründete britische Wohltätigkeitsorganisation, fördert Programme, die dem Wohl von Beschäftigten im maritimen Sektor, Seeleuten und ihren Familien dienen. Wir finanzieren uns durch die Eigenkapitalmittel des Trusts und die Anlageerträge des Wohlfahrtsfonds der Internationalen Transportarbeiter-Föderation, eines globalen Verbands von Verkehrsgewerkschaften, die fast 20 Millionen Mitglieder vertreten.
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*Entgegennahme von Nachfragen im Auftrag des ITF Seafarers' Trust