Beschäftigte in Belgien, Spanien und Portugal sind inzwischen am Ende ihres zweiten geplanten Streiktags angekommen, während ihre Kolleg/innen in Italien gestern den Arbeitskampf erst begonnen haben. Dies ist das erste Mal, dass Ryanair-Kabinenpersonal gleich in mehreren Ländern in den Ausstand tritt.
Berichten von ITF- und ETF-Mitgliedsorganisationen zufolge fielen am 25. Juli rund 20 Prozent aller Ryanair-Flüge aus.
Ryanair hat nicht nur Beschäftigte in anderen Ländern gedrängt, die Aktionen ihrer streikenden Kolleg/innen zu stören, sondern auch erklärt, dass es vom Streik betroffenen Fluggästen keine Entschädigung zahlen will, obwohl es per EU-Recht dazu verpflichtet ist. Das Unternehmen erweist sich damit für seine Kunden als ebenso unzuverlässig wie für seine Beschäftigten.
Zum Ausstand gezwungen worden war das Kabinenpersonal, nachdem Ryanair sich wiederholt geweigert hatte, Bezahlungs- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Die von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) unterstützten Arbeitnehmer/innen erarbeiteten Anfang des Monats eine Charta für das Ryanair-Kabinenpersonal. Darin wird gefordert, keine Hungerlöhne mehr zu bezahlen, kein Geld mehr für Trinkwasser während Schichten zu verlangen und Zeitarbeitsverträge mit langen Laufzeiten abzuschaffen.
Statt sich jedoch mit dem Kabinenpersonal in gutem Glauben zusammenzusetzen, tat Ryanair diese Forderungen eilends als "unsinnig" ab. Wieder einmal verpasste das Unternehmen damit die Gelegenheit, Beschäftigten und Fluggästen entgegenzukommen. Das Ergebnis ist der Arbeitskampf.
Stephen Cotton, Generalsekretär der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF), erklärte dazu: "In den letzten beiden Tagen wurde der eklatante Unterschied zwischen den beherzten Ryanair-Beschäftigten und der inkompetenten Ryanair-Führung mehr als deutlich."
"Statt mit seiner Belegschaft zu sprechen, versuchte Ryanair in letzter Minute, den Ausstand zu untergraben, indem es Beschäftigte aus anderen Teilen Europas zwang, als Streikbrecher zu fungieren. Unterdessen schob das Unternehmen die Schuld irischen Beschäftigten zu, als es Pläne zur Reduzierung der Geschäftsaktivitäten in Dublin bekannt gab. Dieser unausgegorene gewerkschaftsfeindliche Ansatz und die Unterdrückungstaktik werfen die Frage auf, ob das derzeitige Management überhaupt in der Lage ist, ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit gewerkschaftlicher Beteiligung im Unternehmen zu etablieren."
Eduardo Chagas, Generalsekretär der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ITF), sagte in einer Stellungnahme: "Mit den Streiks ist eine ganz klare Botschaft verbunden: Das Kabinenpersonal wird nicht lockerlassen, bis seine Forderungen nach fairer Behandlung erfüllt werden. Ryanair kann das Problem nicht einfach aussitzen, indem es seine Beschäftigten ignoriert."
"Durch Eintreten für ihre Rechte stellen sich das Kabinenpersonal und ihre Gewerkschaften der Einschüchterungstaktik entgegen, die bei Ryanair lange gang und gäbe war. Das Unternehmen sollte nun in gutem Glauben an den Verhandlungstisch treten und echte Verbesserungen für die Beschäftigten bieten. Ansonsten muss es in den kommenden Wochen und Monaten mit weiteren Streikmaßnahmen rechnen."
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