Morgen, am 28. Mai, wird der Logistikriese XPO die diesjährige Jahreshauptversammlung seines europäischen Geschäftszweigs abhalten. Erst vor kurzem war bekanntgeworden, dass mindestens sechs Beschäftigte in Frankreich, Italien, Großbritannien und den Niederlanden nach einer Infektion mit Covid-19 gestorben sind.
Am Anfang dieses Monats sagten XPO-Beschäftigte im Vorfeld der Jahreshauptversammlung des US-amerikanischen Unternehmensbereichs gegenüber Investoren über schlechte Gesundheits- und Sicherheitsnormen aus. Die europäische Jahreshauptversammlung findet jedoch hinter verschlossenen Türen statt, und Investoren dürfen weder online noch persönlich daran teilnehmen.
Trotz dieser Hindernisse haben Gewerkschaften der Unternehmensleitung von XPO vor der morgigen Versammlung drei wichtige Fragen unterbreitet:
- Hat XPO Daten zur Anzahl seiner Beschäftigten, die sich wahrscheinlich oder bestätigt mit Covid-19 infiziert haben, einschließlich der Anzahl derer, die daran gestorben sind?
- Ist XPO damit einverstanden, umgehend ein globales Forum für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz mit Gewerkschaften zu gründen, um eine gemeinsame Antwort auf die Covid-19-Pandemie zu entwickeln und durchzuführen?
- Wird XPO seine nach französischem Recht bestehende Verpflichtung erfüllen, Gewerkschaften zu seinem Sorgfaltsplan zu konsultieren, um arbeitsrechtliche Verstöße in seiner Lieferkette zu verhindern?
Am 1. Oktober 2019, lange bevor die Covid-19-Pandemie Europa erreichte, richteten Gewerkschaften ein Aufforderungsschreiben an XPO unter Verweis auf das französische Gesetz zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen. Als Unternehmen mit Hauptsitz in Frankreich ist XPO Europa dazu verpflichtet, angemessene Maßnahmen zur Verhinderung arbeitsrechtlicher Verstöße in seiner Lieferkette zu ergreifen sowie über die unternommenen Schritte und ihre Wirksamkeit zu berichten.
XPO ging zunächst nicht auf das Aufforderungsschreiben ein, hat inzwischen jedoch Bemühungen unternommen, seinen grundlegenden Sorgfaltsplan zu verbessern. Es ist zwar begrüßenswert, dass XPO den Gewerkschaften allmählich Gehör schenkt und sich um die Einhaltung der Gesetze bemüht, aber der derzeitige Plan ist noch immer unzureichend.
Vor allen Dingen muss XPO bei der Überarbeitung seines Planes die Gewerkschaften seiner Beschäftigten in allen Ländern konsultieren, in denen das Unternehmen tätig ist. Gestern forderten Rechtsanwälte im Auftrag des globalen Netzwerks der Gewerkschaften bei XPO das Unternehmen in einem Schreiben nachdrücklich dazu auf, dem Gesetz in vollem Umfang zu entsprechen. Dazu gehöre auch die Verpflichtung zur Konsultierung der Gewerkschaften.
Dazu der Sekretär der ITF-Binnenverkehrssektionen Noel Card: “XPO gerät durch die Gewerkschaftsforderungen, seinen Sorgfaltsplan in mehreren Punkten zu ändern, langsam unter Druck. Es gibt jedoch noch einiges zu tun. XPO-Beschäftigte sind während der Arbeit an Covid-19 gestorben. Wir können zwar nicht sicher feststellen, wo diese Beschäftigten sich mit dem Virus infiziert haben, müssen uns aber fragen, um wie viel wirkungsvoller die Maßnahmen von XPO in Reaktion auf die Pandemie wären, wenn das Unternehmen auf internationaler Ebene mit den Gewerkschaften zusammengearbeitet hätte.”
“Morgen werden die Gewerkschaften ihre Forderungen erneut auf der XPO-Jahreshauptversammlung vorbringen, um zu versuchen, das Unternehmen zur Vernunft zu bringen. Covid-19 hat gezeigt, wie viel Schaden angerichtet wird, wenn gute Arbeitsgesetze nicht konsistent eingehalten werden. Es ist Zeit, dass XPO seine Maßnahmen verstärkt und seine Belegschaften vor der Pandemie schützt, indem es der Gründung eines globalen Forums für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zustimmt und sich mit den Gewerkschaften an einen Tisch setzt.”
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