Demnach wurden im letzten Jahr in Großbritannien 11.000 Lkw-Fahrer/innen gefasst, die ihre gesetzlich zulässigen Lenkzeiten überschritten. Die ITF gibt dem Druck von multinationalen Einzelhändlern am oberen Ende der Lieferketten die Schuld für die Probleme.
Hier der Radiobericht von BBC 5 Live Investigates. (Der Bericht beginnt bei 05:12, das Interview mit der ITF bei 41:03)
Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen in Europa sind seit langem besorgt über die Ausbeutung von Lkw-Fahrer/innen und Rechtsverstöße in den europäischen Lieferketten multinationaler Einzelhandelsunternehmen.
In der Sendung erklärte Sean Sayer vom ITF-Team für strategische Recherchen: "Die [multinationalen] Einzelhändler schreiben Aufträge zu immer niedrigeren Beträgen aus. Auf diese Billigverträge können sich nur Spediteure einlassen, die dazu bereit sind, ihr Fahrpersonal auszubeuten und gegen die Vorschriften zu verstoßen. Dies löst einen Abwärtswettlauf in der Branche aus – das heißt illegaler Wettbewerb, niedrigere Frachtsätze und letzten Endes geringere Löhne."
"Und wer muss den ganzen Druck letztendlich aushalten? Die Fahrer/innen. Sie müssen nun monatelang ohne Unterbrechung arbeiten. Man drängt sie ans Steuer, selbst wenn sie müde sind oder sich unwohl fühlen. Manche Fahrer/innen, mit denen wir sprachen, werden sogar nach zurückgelegten Kilometern bezahlt. Man kann sich vorstellen, welche Folgen das für Gesundheit und Sicherheit hat – absolut verheerend. Letztendlich führt das zu Unsicherheit im Straßenverkehr."
Die ITF sprach mit osteuropäischen Fahrer/innen in Großbritannien, die an jedem Wochenende gezwungen wurden, von Großbritannien nach Belgien und in die Niederlande zu fahren, wo sie sich ein paar Stunden ausruhen konnten, um dann für eine weitere Arbeitswoche nach Großbritannien zurückzukehren. Das alles, um Rechtsvorschriften zu umgehen.
Der Druck auf Unternehmen, die ihre Beschäftigten und die Vorschriften nicht respektieren, nimmt zu. Die belgische ITF-Gewerkschaft BTB veröffentlichte vor kurzen ihre dritte Untersuchung über Sozialdumping – die Praxis, Beschäftigte aus Niedriglohnländern für Tätigkeiten in Hochlohnländern einzustellen, wo sie aber immer noch gering bezahlt werden. Mehr dazu hier.
Als Ergebnis von Gewerkschaftskampagnen traten die ITF und IKEA Anfang des Monats in Gespräche ein, um Ausbeutung in der europäischen Lieferkette des Unternehmens zu beseitigen.
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