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Genug ist genug: Angesichts der Untätigkeit der Regierungen in der Covid-19-Krise werden die Seeleute der Welt jetzt ihr Recht wahrnehmen, ihre Schiffe zu verlassen

NACHRICHTEN Presseerklärung

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und die ihr angeschlossenen Seeleutegewerkschaften werden ab sofort Hunderttausenden von Seeleuten dabei helfen, ihre Arbeit zu beenden, ihre Schiffe zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, so wie es ihr Recht ist.

Zu diesem Vorgehen, das erhebliche Störungen des Welthandels zur Folge haben könnte, hat sie sich entschieden, nachdem staatliche Maßnahmen ausblieben, um Seeleute als systemrelevante Arbeitskräfte anzuerkennen, sie von den Covid-19 bedingten Reisebeschränkungen auszunehmen und die Heimschaffung von etwa 200.000 Seeleuten zu ermöglichen, die aufgrund der Crewwechsel-Krise festsitzen, erklärte der Vorsitzende der ITF-Seeleutesektion Dave Heindel.

"Wir senden an die Seeleute ein unmissverständliches Signal aus: Ihr habt eure Verträge selbstlos wieder und wieder verlängert, um während dieser Pandemie euren Beitrag zur Weiterversorgung der Weltbevölkerung mit wichtigen Gütern zu leisten." 

"Manche Seeleute sind seit über einem Jahr an Bord. Viele von ihnen durften im Laufe dieser Pandemie aufgrund der von den Regierungen verhängten Maßnahmen noch nicht einmal für einen Spaziergang an Land, und es wurde ihnen zu unserer großen Besorgnis nicht erlaubt, sich einer medizinischen Notfallbehandlung zu unterziehen. Um es klar zu machen: Es gab Seeleute, die sich angesichts dieser nicht enden wollenden Notlage das Leben nahmen. Sie nennen ihre Schiffe ‘schwimmende Gefängnisse‘. Diese Situation ist für die ITF-Familie untragbar," so Heindel.

Der ITF-Präsident und Vorsitzende der ITF-Sektion Häfen Paddy Crumlin verwies auf die wiederholten Warnungen der Gewerkschaften und Branchenunternehmen an Regierungen angesichts dieser heranziehenden humanitären Krise: "Wir haben sie eindringlich auf die Konsequenzen des Einsatzes übermüdeter, erschöpfter und deprimierter Seeleute hingewiesen – für den Handel und die Umwelt. Wir haben mit Branchenakteuren und der internationalen Gemeinschaft Lösungen präsentiert."

"Aber genug ist genug! Wir müssen nun eine Grenzlinie ziehen und erklären den Regierungen am heutigen Tag klipp und klar, dass die Seeleute ab dem 16. Juni ihr Recht durchsetzen werden, ihre Arbeit zu beenden und nach Hause zurückzukehren. Keine Vertragsverlängerungen mehr," so Crumlin.

ITF-Generalsekretär Stephen Cotton machte deutlich, dass die Regierungen nur praktische Ausnahmeregelungen von den Coronavirus-Restriktionen verfügen müssen, um diesen wichtigen Arbeitskräften den Transit durch ihre Staatsgebiete und die Rückkehr zu ihren Familien zu erlauben. Nur wenige kleine Änderungen seitens der nationalen Regierungen würden es Seeleuten ermöglichen, nach Hause zu kommen und von einer neuen Besatzung abgelöst zu werden, betonte er.

"Wenn ein Seemann oder eine Seefrau ausschiffen möchte, werden die ITF, die ihr angeschlossenen Gewerkschaften und das ITF-Inspektorat alles in ihren Möglichkeiten Stehende tun, um ihnen zu helfen. Wir erwarten von den Hafenstaatbehörden in allen Ländern, in denen Schiffe vor Anker liegen, ihrer Pflicht nach dem Seearbeitsübereinkommen nachzukommen und die Seeleute sicher heimzuschaffen. Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet."

"Wenn das Ausschiffen der Seeleute Chaos in den Lieferketten verursacht, wenn im Seeverkehr von Singapur bis San Francisco Staus entstehen und wenn Schiffsversicherungen sich infolgedessen aus der Haftung zurückziehen und der Welthandel zum Stillstand kommt, dann geht das auf das Konto der Politiker, und nicht der Seeleute."

"Seeleute haben in dieser Pandemie mehr als ihren Beitrag geleistet. Genug ist genug," erklärte Steve Cotton.

 

Hintergründe der Crewwechsel-Krise:

Die ITF, ihre Mitgliedsorganisationen und ihre Sozialpartner haben unmissverständlich vor den Konsequenzen der Untätigkeit von Regierungen und ihrer Beamt*innen angesichts der eskalierenden Crewwechsel-Krise gewarnt: 

19. März: ITF stimmt aufgrund der beispiellosen Pandemie der Verlängerung von Heuerverträgen vorbehaltlich der Zustimmung der betroffenen Besatzungsmitglieder zu

7. April: ITF und Arbeitgeber fordern die Staatsoberhäupter der G20-Mitgliedsstaaten zur Erleichterung der grundlegenden Freizügigkeit für Seeleute auf

9. April: Gewerkschaften und Arbeitgeber in der Schifffahrtsindustrie appellieren an Regierungen, Seeleute als systemrelevante Arbeitskräfte zu definieren und den Wechsel von Schiffsbesatzungen zu erleichtern

27. April: ITF und Arbeitgeber prangern Regierungen für die Verweigerung der medizinischen Notfallbehandlung von Seeleuten an Land an

6. Mai: Die von Unternehmen und Gewerkschaften vorgelegte 12-Stufen-Lösung für den Crewwechsel wird von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) befürwortet, die sich bei Regierungen auf internationaler Ebene für die Einhaltung der Protokolle einsetzt

14. Mai: Die ITF und die Gemeinsame Verhandlungsgruppe der Reeder (JNG), der auch der International Maritime Employers Council (IMEC) angehört, fordern in einer gemeinsamen Erklärung die Regierungen zum Handeln auf und setzen ihnen eine 30-tägige Frist bis zum 15. Juni

22. Mai: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen wird von den Spitzen globaler Gewerkschaftsverbände und führenden Schifffahrtsunternehmen dazu aufgefordert, Regierungen zum unverzüglichen Handeln zu bewegen.

28. Mai: IAO, IMO und ICAO fordern staatliche Maßnahmen zur Erleichterung von Crewwechseln

12. Juni: Vereinte Nationen unterstützen internationale Appelle der ITF angesichts der Crewwechsel-Krise zur Behandlung von Seeleuten als systemrelevante Arbeitskräfte

 

Ressourcen für Seeleute:

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und die ihr angeschlossenen Seeleutegewerkschaften werden ab sofort Hunderttausenden von Seeleuten dabei helfen, ihre Arbeit zu beenden, ihre Schiffe zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, so wie es ihr Recht ist.

Hier sind die Ressourcen, die wir zu ihrer Unterstützung bereitgestellt haben:


Für Presseanfragen: (+4420) 7940 9282 | media@itf.org.uk

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