Forschungsbeauftragte der ITF haben an einer Veranstaltung teilgenommen, die die zentralen Herausforderungen untersucht, mit denen Verkehrsbeschäftigte im informellen Sektor und in der Gig Economy konfrontiert sind.
An der Arbeitstagung, die von der Rutgers University vom 2. bis 4. Dezember am Sitz der International Federation of Workers Education Associations in Kapstadt (Südafrika) organisiert wurde, nahmen Wissenschaftler*innen aus zehn Ländern teil, unter anderem aus Uganda, den Philippinen, Südkorea, Pakistan und Nigeria.
Die Tätigkeit der ITF zu Schnellbussystemen (Bus Rapid Transit – BRT) und die Formalisierung des informellen Verkehrssektors wurde von Dave Spooner vom Global Labour Institute vorgestellt. Er ging insbesondere auf den jüngst veröffentlichten Verhandlungsleitfaden zum Thema Schnellbussysteme und die Studie zur Folgenabschätzung des BRT-Systems in Nairobi (Kenia) ein.
John Mark Mwanika, der Vorsitzende des ITF-Lenkungsausschusses für Personennahverkehr, berichtete über die Organisierung von informell Beschäftigten in der Minibus- und Boda-Boda-Branche (Motorradtaxis) durch die Amalgamated Transport and General Workers' Union (Uganda).
Beschäftigte im informellen Verkehrssektor arbeiten unter schwierigen Bedingungen:
- extrem lange Arbeitszeiten
- geringes Einkommen aufgrund hoher Einnahmenvorgaben der Fahrzeugeigner
- unsichere Arbeitsbedingungen bei hoher Luftverschmutzung
- Gefährdung durch Belästigung und Gewalt durch Fahrgäste, andere Beschäftigte oder die Polizei
- Korruption und Bestechung.
Zur Organisierung dieser Beschäftigten müssen Gewerkschaften häufig neue Ansätze verfolgen, weil es keinen Arbeitgeber oder Tarifpartner im üblichen Sinne gibt.
Die Wissenschaftler*innen berieten über Möglichkeiten zur Überwindung dieser Schwierigkeiten für die Beschäftigten durch:
- einen "sozialverträglichen Übergang" für informell Beschäftigte
- kollektive Organisierung in Genossenschaften, Verbänden und Gewerkschaften
- Betriebsmodelle für den informellen Verkehr
- Schulung von Fahrer*innen für den Umgang mit Gewalt gegen Frauen und Förderung der Beschäftigung von Frauen im Verkehrssektor.
Die Forschungsgruppe, die sich mit der Gig Economy beschäftigte, berichtete von einem Anstieg des Verkehrsaufkommens und einem Überangebot von Taxis aufgrund von App-gestützten Fahrdiensten in den Städten.
Einige Gewerkschaften verfolgen einen breit angelegten Ansatz, um dieses neue Fahrpersonal zu organisieren, der übergreifend für die Beschäftigten in der traditionellen Taxibranche wie für die bei App-gestützten Diensten gilt. Andere Fahrer*innen haben ihre eigenen Gewerkschaften, Verbände oder Genossenschaften gegründet.
Die Wissenschaftler*innen stellten ferner Ähnlichkeiten mit den Erfahrungen von Beschäftigten im informellen Verkehrssektor fest, z. B.:
- Neue Fahrer*innen haben ihre eigenen informellen Netzwerke und Organisierungswege, um zu versuchen, ihre Bedingungen zu verbessern.
- Sie sind überwiegend bei privaten Betreibern tätig, bei denen Gewinnorientierung und Aktionäre das Motiv sind, Betriebskosten durch Lohnsenkungen und die Verschlechterung der Bedingungen des Fahrpersonals zu senken.
Es wurde ferner darauf hingewiesen, dass Unternehmen der Gig Economy riesige Datenmengen von Fahrgästen und Beschäftigten zum Zwecke des privaten Profits sammeln. Diese Daten sollten jedoch der demokratischen Kontrolle unterstellt und für das Gemeinwohl verwendet werden.
Abschließend wurde erörtert, dass ein Großteil dieser Unternehmen der Gig Economy in Städten auf der ganzen Welt tätig sind, was Chancen für internationale Organisierung, Solidarität und den Aufbau gewerkschaftlicher Stärke eröffnet.
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