Skip to main content

Bei einem von den Beschäftigten gelenkten technologischen Wandel kann die Schifffahrt umweltfreundlicher, sicherer und effizienter sein

NACHRICHTEN Presseerklärung

31. Mai 2023, London (Großbritannien) – Seeleute sehen im kommenden Einsatz autonomer Schiffe eine Chance zur Lösung einer Reihe von Problemen in der Handelsschifffahrt, mahnen aber, dass die Fachkenntnisse ihrer Berufsgruppe in einer Zeit des technologischen Wandels bei Entscheidungsprozessen eine zentrale Rolle spielen müssen. Um den Wandel wirksam zu gestalten, müssen Unternehmen und Regierungen für Transparenz sorgen und sicherstellen, dass Technologien zuverlässig sind. Sie müssen gewährleisten, dass die Fachkenntnisse von Seeleuten in einer Zeit technologischer Umwälzungen im Zentrum von Entscheidungsprozessen stehen.

Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung zur Erfassung der Perspektiven und Erwartungen von Seeleuten in Bezug auf den Einsatz autonomer Seeschiffe (Maritime Autonomous Surface Ships MASS), die vom Korea Maritime Institute (KMI), der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und dem Korea Institute of Maritime and Fisheries Technology (KIMFT) gemeinsam veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler*innen befragten 17 Seeleute und Seeleutevertreter*innen zu ihren Hoffnungen und Befürchtungen im Hinblick auf den zunehmenden Automatisierungsgrad in der Handelsflotte.

"Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz lassen die Möglichkeit vollautonomer Schiffe in realistische Nähe rücken," erklärte der Vorsitzende der ITF-Seeleutesektion David Heindel. "Diese Schiffe werden bereits getestet, wenngleich die meisten Seeleute davon ausgehen, dass sie noch viele Jahre nicht in der Praxis eingesetzt werden. Wahrscheinlich ist ein allmählicher Prozess mit einem stetig zunehmenden Automatisierungsgrad. Die Gewerkschaften sehen darin keineswegs eine Gefahr für Arbeitsplätze, vielmehr eine Chance für mehr Sicherheit in der Schifffahrt mit qualifizierterer und qualitativ besserer Arbeit, sodass die Branche große Probleme wie den Klimawandel besser bewältigen kann."

Tatsächlich kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Bedarf an qualifizierten und kompetenten Seeleuten im Zuge der boomenden Schifffahrtswirtschaft mindestens bis zum Jahr 2040 weiter steigen wird, räumt jedoch ein, dass die Wachstumsrate der Beschäftigung wegen der Automatisierung leicht nachlassen könnte.

"Fakt ist, dass wir global sauberere, umweltfreundlichere Schiffe brauchen, um die Emissionen des Sektors zu verringern. Wenn neue Technologien uns bei der Bewältigung dieser Herausforderung helfen können, können wir das nur begrüßen. Aber die Branche muss sich auch mit den dringenden Sicherheits- und Gesundheitsfragen beschäftigen, mit denen Seeleute Tag für Tag konfrontiert sind, von grundlegenden Anforderungen wie dem Zugang zu sauberem Trinkwasser bis hin zum Besitz der notwendigen Fähigkeiten, um mit neuer und alter Technik arbeiten zu können. Zur Bewältigung all dieser Herausforderungen bedarf es der Mitwirkung der Beschäftigten."

Den Übergang zu neuen Technologien gerecht gestalten

Heindel erklärte, dass wir an der Schwelle zu einem enormen technologischen Wandel in der Schifffahrt stehen – sowohl aufgrund technologischer Neuerungen als auch der dringenden Notwendigkeit, zur Bewältigung der Klimakrise auf nachhaltige Energiequellen umzusteigen. Er betonte, dass wir die Perspektive der Seeleute berücksichtigen müssen, indem wir einen von den Beschäftigten gelenkten gerechten Übergang sicherstellen, bei dem wir ihr Praxis-Know-how und ihre Alltagserfahrungen bestmöglich nutzen, um sicherzustellen, dass die eingesetzten Technologien menschenwürdige Beschäftigungsbedingungen auf See schützen.

"Darum ist dieser Bericht so wichtig," so Heindel. "Im Zuge der Auseinandersetzung aller Beteiligten mit den erforderlichen Änderungen der Vorschriften und des Schiffsbetriebs sowie der erforderlichen Fähigkeiten ist es unerlässlich, dass wir die Stimmen derjenigen hören, von denen erwartet wird, mit den neuen Technologien zu arbeiten."

In der Branche wird ein neues Paket von Fähigkeiten und Kompetenzen benötigt, wodurch die Aus- und Fortbildung elementare Bedeutung gewinnt. Die bei der Untersuchung befragten Seeleute bewerteten das Erlernen neuer Fähigkeiten und die Auswirkungen, die das auf die Qualität ihrer Arbeit haben wird, durchweg positiv. Allerdings tue die Branche ihrer Meinung nach nicht genug für die Finanzierung der Ausbildung, um die Seeleute auf die bevorstehenden Veränderungen vorzubereiten.

Am 31. Mai 2023 wurde der Bericht auf der 107. Sitzung des Schifffahrtssicherheitsausschusses (MSC) der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) vorgelegt, der sich mit den Auswirkungen der autonomen Schifffahrt und den hierfür möglicherweise erforderlichen regulatorischen und sonstigen Änderungen befasste. Die Untersuchung wird in den nächsten Tagen eine solide Basis unter anderem für Beratungen über die erforderlichen Kompetenzen von Seeleuten bilden, die Schiffe von entfernten Standorten aus navigieren.

"Wir gehen zuversichtlich davon aus, dass dieser Bericht einen umfassenden Beitrag zur Entwicklung eines menschenzentrierten Ansatzes in der Schifffahrt leisten wird," erklärte der Präsident des Korea Maritime Institute Dr. Jong-Deog Kim. "Dieser Bericht wird die Seeverkehrswirtschaft im Zeitalter der künstlichen Intelligenz mit der notwendigen Entwicklung von Rechtsvorschriften für Seeleute unterstützen, die von der Einführung von Maritime Autonomous Surface Ships (MASS) in hohem Maße betroffen sein werden."

Min-Jong Kim, der Präsident des Korea Institute of Maritime Fisheries and Technology fügte hinzu: "Dieser Bericht, der die Erwartungen, Erkenntnisse und Herausforderungen in Bezug auf die Einführung autonomer Seeschiffe aus der Sicht der Seeleute darlegt, die an vorderster Front im Seeverkehr tätig sind, ist von unschätzbarem Wert für die gerade stattfindende Erarbeitung von Regulierungsvorschriften für den autonomen Schiffsbetrieb, und ich hoffe, dass er dazu beitragen wird, den sicheren Betrieb von Maritime Autonomous Surface Ships (MASS) durch die Stärkung des Faktors Mensch, insbesondere in Bezug auf die Seeleute, zu gewährleisten."

VOR ORT