Nach anhaltenden finanziellen Problemen meldete Thomas Cook in der vergangenen Woche Insolvenz an, woraufhin etwa 150.000 britische Tourist*innen an Flughäfen in aller Welt strandeten. Darüber hinaus sind 9.000 britische Angestellte und 13.000 Mitarbeiter*innen in anderen Ländern mit Arbeitslosigkeit konfrontiert und müssen damit rechnen, dass die Arbeitsentgelte, für die sie bereits gearbeitet haben, nicht ausgezahlt werden. Gestern war der monatliche Zahltag des Unternehmens, aber die Beschäftigten erhielten keine Lohnzahlung.
Die britische Luftfahrtbehörde hat Notfallpläne für die Rückholung von Kunden erstellt, von denen viele durch landesübliche öffentliche oder branchenspezifische Reiseversicherungen abgesichert sind (ATOL und ABTA). Beschäftigte außerhalb Großbritanniens werden nun jedoch darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nur durch die Unternehmensversicherung von Thomas Cook geschützt sind, die nicht mehr in Kraft ist. Das bedeutet, dass Tausende von geringbezahlten Beschäftigten nun die Mittel für ihre Heimreise aus eigener Tasche aufbringen müssen.
Die britischen Verwaltungsverfahren für Unternehmensinsolvenzen stellen die Interessen von Gläubigern und Investoren vor die von anderen Beteiligten, wie Kunden, Steuerzahler und Beschäftigte. Trotz der schlechten Leistungsprognosen des Unternehmens erhielt der Vorstandsvorsitzende von Thomas Cook im letzten Jahr noch ein Gehaltspaket von 1,02 Millionen Britischen Pfund, umgerechnet etwa 1,14 Millionen Euro.
Dazu der Sekretär der ITF-Sektion Zivilluftfahrt Gabriel Mocho Rodríguez: "In vielen Rechtsordnungen gibt es Regulierungsmechanismen für den Schutz von Kunden für den Fall, dass ein Verkehrsunternehmen pleite geht. Den Kunden von Thomas Cook gilt unser Mitgefühl, aber wir müssen auch bedenken, dass die Beschäftigten keinen solchen Schutz genießen. Außerdem bedienen viele ehemalige Angestellte die Kunden weiter, ohne zu wissen, ob sie bezahlt werden oder wie sie nachhause kommen sollen."
"Die Beschäftigten bei Thomas Cook sind angesichts der Verschlechterung des internationalen Wirtschaftsklimas ohnehin schon von Arbeitslosigkeit bedroht. Die Behörden sollten zumindest sicherstellen, dass alle Beschäftigten kostenlos in ihre Heimatländer zurückgeholt und in vollem Umfang bezahlt werden – auch für das, was sie tun, um das von der Unternehmensleitung verursachte Chaos aufzuräumen."
Die britische ITF-Gewerkschaft Unite hat einen Härtefonds zur Unterstützung der Beschäftigten bei Thomas Cook eingerichtet. Weitere Informationen und die Möglichkeit zu spenden findet ihr unter: https://www.gofundme.com/f/thomas-cook-cabin-crew.
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