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Argentinien legt als erstes Land Grenzwerte für die Strahlenexposition von Flugzeugbesatzungen fest

NACHRICHTEN

Die Regierung Argentiniens, die nationale Fluggesellschaft und Gewerkschaften empfehlen, dass Luftfahrtpersonal, das einer kosmischen Strahlung von mehr als 6 mSv pro Jahr ausgesetzt ist, nicht mehr fliegen sollte.

Eine übermäßige Exposition gegenüber kosmischer Strahlung wurde mit Gesundheitsproblemen wie Krebs und Fehlgeburten während der Schwangerschaft in Verbindung gebracht. Für die Sicherheit der Flugzeugbesatzungen ist es unerlässlich, dass die Expositionswerte überwacht und die gesundheitlichen Auswirkungen regelmäßig überprüft werden.

Die der ITF angeschlossene Luftverkehrsgewerkschaft Asociación Argentina de Aeronavegantes (AAA) drängt seit über zwei Jahren auf diese Empfehlungen. Die AAA, die argentinische Regierung und die Fluggesellschaft Aerolíneas Argentinas haben gemeinsam ein technisches Merkblatt über kosmische Strahlung in der kommerziellen Luftfahrt veröffentlicht. Es enthält Grenzwerte für die Exposition gegenüber kosmischer Strahlung für Beschäftigte in der Zivilluftfahrt.

“Dies ist ein wichtiges Instrument der Gesundheitsfürsorge für unsere Besatzungsmitglieder, das auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen beruht,” erklärte der Generalsekretär der AAA Juan Pablo Brey. “Für den Luftverkehr in Lateinamerika ist dies ein historischer Erfolg.”

Die kosmische Strahlung ähnelt anderer ionisierender Strahlung, die in Kernkraftwerken oder bei Röntgengeräten auftritt. Wir werden ständig von Teilchen aus dem Weltraum und insbesondere von der Sonne bombardiert, aber auf der Erde sind die Menschen durch die Erdatmosphäre weitgehend vor den Auswirkungen geschützt.

In den Flughöhen kommerzieller Flugzeuge ist die Atmosphäre dünner und damit die Belastung durch ionisierende Strahlung wesentlich größer. Das Flugpersonal ist in der Regel einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt als Beschäftigte in Kernkraftwerken oder Bediener von Röntgengeräten.

Es ist technisch nicht möglich, sich vor kosmischer Strahlung zu schützen, und es gibt keine Personendosimeter, um die Expositionsdosis zu messen.

Es ist jedoch möglich, die Exposition anhand von Flugplänen abzuschätzen. Die Dauer eines Flugs, die Flughöhe, die Tageszeit und die Nähe zu den Polarregionen – all diese Faktoren haben Einfluss auf die Strahlenexposition und ermöglichen ihre Berechnung.

So würde beispielsweise ein Flug von Rom nach Buenos Aires bei Tag einen Luftverkehrsbeschäftigten einer Strahlenbelastung von 0,0374 mSv aussetzen. Der neue Leitfaden empfiehlt, dass Beschäftigte, deren Strahlenbelastung in einem Jahr 1 mSv überschreitet, ärztlich untersucht werden und bei einer Exposition von über 6 mSv nicht mehr fliegen. 1 mSv entspricht 27 Flügen von Rom nach Buenos Aires. 6 mSv entspräche etwa 160 Flügen. Beschäftigte, die auf einer kürzeren Inlandsroute von Bariloche nach Buenos Aires eingesetzt werden, könnten mehr als 1150 Mal fliegen, bevor sie den Grenzwert von 6 mSv erreichen.

Unter Berücksichtigung der Untersuchungen der AAA und der Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission hat der Arbeitsschutzbeauftragte des argentinischen Arbeitsministeriums die folgenden Empfehlungen ausgesprochen:

An Fluggesellschaften:

  • Crewmitglieder, die eine Expositionsdosis von 6 mSv im Jahr erreicht haben, für keine weiteren Flüge mehr einplanen. Das ist das absolute Limit.
  • Beschäftigte, deren Strahlenbelastung im Jahr 1 mSv überschreitet, für die Zwecke der Festlegung einer medizinischen Untersuchung als “strahlenexponiertes Personal” deklarieren.
  • Die verfügbaren Systeme zur Erfassung der von allen Crewmitgliedern erhaltenen Strahlendosen nutzen.
  • Den Beschäftigten die Berechnung der Strahlendosen zugänglich machen.
  • Flugeinsatzpläne für die Crews so gestalten, dass die kalkulierte Expositionsdosis 6 mSv im Jahr nicht überschreitet.
  • Eine Gesundheitsakte für jeden strahlenexponierten Beschäftigten erstellen.
  • Schulungen über die Vermeidung von kosmischer Strahlenbelastung anbieten.

An die Beschäftigten:

  • Wenn die kalkulierte empfangene Strahlendosis 6 msV im Jahr überschreitet, auf weitere Flüge verzichten.
  • Weibliche Beschäftigte müssen eine Schwangerschaft unverzüglich der Fluggesellschaft melden.
  • Über die Belastung durch kosmische Strahlung informiert sein.
  • Den Arbeitgeber nach den Dosiswerten fragen, die für die jeweils geflogenen Flugstrecken berechnet wurden.
  • Sich zu regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen bereit erklären.

“Dies ist ein großer Erfolg für den Schutz der Gesundheit von Besatzungsmitgliedern in der ganzen Welt und insbesondere in der südlichen Hemisphäre,” erklärte der Sekretär der ITF-Sektion Zivilluftfahrt Gabriel Mocho Rodriguez. “Bis zu dieser technischen Mitteilung gab es keine neueren Studien über die Auswirkungen der kosmischen Strahlung auf Crews, die im Süden fliegen. Dies ist ein Beispiel dafür, wie wichtig die Einbeziehung der Beschäftigten für die Entwicklung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der Zivilluftfahrt ist.”

“Diese großartige Leistung ist ein Beleg für die Kompetenz unserer Mitgliedsorganisationen, die sich immer an vorderster Front für die Sicherheit der Beschäftigten in der zivilen Luftfahrt einsetzen. Wir von der ITF gratulieren zu diesem herausragenden Erfolg, der weltweit von Bedeutung ist,” erklärte der ITF-Regionalsekretär für Interamerika Edgar Díaz.

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