Gemeinsame Presseerklärung von UNGC, ICS und ITF
Sachverständige der Maritime Just Transition Task Force erklärten heute in Accra vor führenden Vertreter*innen der afrikanischen Schifffahrtswirtschaft, dass ihr Kontinent gut aufgestellt sei, um einen großen Teil der neuen Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze anzubieten, die durch den grünen Übergang im Schifffahrtssektor erwartet werden.
Accra, Ghana – Afrika hat die Chance, die weltweite Führung im Bereich der Ausbildung von Seeleuten zu übernehmen, und könnte viele der neuen grünen Arbeitsplätze gewinnen, die im Zuge der Umstellung der weltweiten Schifffahrtsindustrie auf kohlenstoffarme und -freie Kraftstoffe enststehen werden, so die Botschaft der Green Shipping Conference, die heute in Accra stattfand.
Die Konferenz wird von der Schifffahrtsbehörde von Ghana in Partnerschaft mit der dänischen Schifffahrtsbehörde und der Internationalen Seeschiffahrtsorganisation (IMO) ausgerichtet. Die Delegierten, darunter zahlreiche Führungskräfte aus dem Schifffahrtssektor, vertreten 17 Schifffahrtsbehörden aus der gesamten afrikanischen Region. Mit 1,3 Milliarden Menschen und einem BIP von insgesamt 3,5 Billionen Dollar ist Afrika einer der größten Wachstumsmärkte der Welt
"Viele Reedereien bestellen bereits Schiffe mit neuem Design, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden und mit neuen Technologien ausgerüstet sind. Diese neuen Schiffe werden in Zukunft noch häufiger geordert werden. Es stellt sich allerdings die Frage: Haben wir das Personal, um sie zu betreiben?" so Helio Vicente, Bereichsleiter für Handelspolitik und Beschäftigung bei der Internationalen Schifffahrtskammer, dem globalen Verband der Reeder.
Laut einer von der Maritime Just Transition Task Force in Auftrag gegebenen Untersuchung könnten 800. 000 Seeleute bis zur Mitte der 2030er Jahre eine Zusatzausbildung für den Umgang mit kohlenstoffarmen und -freien Treibstoffen wie Wasserstoff und Ammoniak benötigen, wenn die IMO im Juli für den Schifffahrtssektor ein Ziel von netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050 im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens beschließt, wie von vielen erwartet wird.
Den Expert*innen der Task Force zufolge werden im Zuge der Senkung der Kohlenstoffbelastung und der Umstellung der Branche von fossilen auf alternative kohlenstoffarme oder -freie Treibstoffe in Erwartung des Beschlusses im Juli mehr Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten im maritimen Sektor entstehen.
In seiner Rede vor den Konferenzdelegierten sagte Vicente: "Es gibt schon jetzt einen Offiziersmangel, und bis 2026 werden fast 90.000 zusätzliche Offizier*innen gebraucht. Afrika hat die Möglichkeit, in die Bresche zu springen und dazu beizutragen, der Welt diese und weitere Seeleute bereitzustellen, die über die künftig nachgefragten Qualifikationen verfügen. Ein Kompetenzzentrum für die künftige Ausbildung von Seeleuten könne in Afrika angesiedelt sein und der Region neben mehr Arbeitsplätzen noch weitere Vorteile bringen," so Vicente.
"Afrika kann die strategischen Chancen dieser Revolution im Schifffahrtssektor ausschöpfen. Aber wir raten euch, das schon heute in Angriff zu nehmen."
Mohammed Dauda Safiyanu, der Regionalsekretär der Internationalen Transportarbeiter-Föderation für Afrika, erklärte: "Wir wissen, dass die Dekarbonisierung des Schifffahrtssektors, wie bei jedem Verkehrssektor, nur mit einem gerechten Übergang für die dort beschäftigten Menschen erfolgreich sein wird."
"Unsere Region Afrika spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Arbeitskräfte von morgen und muss außerdem sicherstellen, dass unsere afrikanischen Seeleute angemessene Unterstützung und gute Arbeitsplätze erhalten. Um diesen Wandel sinnvoll zu nutzen, müssen wir damit beginnen, alle Parteien – Regierungen, Arbeitgeber und Gewerkschaften – an einen Tisch zu bringen, um die verschiedenen Elemente der Bereiche Ausbildung, Arbeitsschutz und Investitionen miteinander abzustimmen. Die ITF ist da, um für den Erfolg Afrikas und für den Erfolg der Seeleute unseres Kontinents einzutreten. Seeleute bewegen die Welt," so Safiyanu.
Kapitänin Catherine Haizel, Dozentin für Meeresstudien und Seefahrerin, erklärte: "Regierungen und Arbeitgeber müssen den Stimmen weiblicher Seeleute Gehör schenken, wenn es darum geht, was wir von einem Leben auf See erwarten. Ich weiß aus meiner jahrelängen Tätigkeit als Seefahrerin und Lehrbeauftragte für maritime Studien, dass gute Ausbildung, Bedingungen und Sozialleistungen entscheidend sind. Ich sehe ein riesiges Potenzial zur Verbesserung unseres Sektors durch einen gerechten Übergang, sodass wir mehr Frauen und mehr afrikanische Seeleute in die Branche ziehen können."
Kapitänin Haizel ist auch als ITF-Inspektorin für Ghana tätig. Sie unterrichtet an der regionalen Seefahrt-Universität in Ghana und ist Mitglied der Ghana Merchant Navy Officers' Association.
Sturla Henriksen, Sonderberater, Ozeane, UN Global Compact, erklärte: "Im Zuge der Entwicklung hin zu einer emissionsarmen Weltwirtschaft werden zig Millionen neue, hochwertige grüne Arbeitsplätze in allen Sektoren entstehen. Durch einen gerechten Übergang zu einer grünen Wirtschaft hat Afrika eine Chance, von den entstehenden grünen Arbeitsplätzen der Zukunft zu profitieren – nicht nur im Schifffahrtssektor. Die Regierungen müssen nun diesen Sommer zur Konferenz der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation zusammenkommen und sich auf ein ehrgeiziges Dekarbonisierungsziel von null Emissionen bis 2050 und strengere Ziele für 2030 und 2040 verständigen, um ihre Klimapolitik am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Dies wird dazu beitragen, dass heute die notwendigen Investitionen in die Ausbildung und Qualifizierung von Seeleuten für die grünen maritimen Arbeitsplätze von morgen bereitgestellt werden. Kleine und mittlere Unterehmen können bei der Schaffung grüner Arbeitsplätze eine wichtige Rolle spielen, und die Afrika-Strategie des UN Global Compact bietet einen Fahrplan für nachhaltiges Handeln."
Die Task Force sieht die Konferenz im Juli als wichtigen Zeitpunkt, um einen ehrgeizigen Konsens zu erreichen und die Investitionen freizusetzen, die in Zukunft für die Schaffung grüner maritimer Arbeitsplätze erforderlich sind.
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HINWEISE FÜR REDAKTIONEN:
Zur Maritime Just Transition Task Force
Die Maritime Just Transition Task Force wurde im November 2021 auf der COP26 von der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS), der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF), dem Global Compact der Vereinten Nationen, der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) gegründet. Die Task Force hat zum Ziel, einen gerechten und menschenzentrierten Ansatz für die Dekarbonisierung der Schifffahrtsindustrie zu unterstützen. Die Task Force dankt ihrem wichtigsten Geldgeber, der Lloyd's Register Foundation, und ihrem Programmpartner, der Singapore Maritime Foundation. Weitere Informationen über die Maritime Just Transition Task Force finden sich auf der Website des UN Global Compact, der Website der Internationalen Schifffahrtskammer und der Website der Internationalen Transportarbeiter-Föderation.
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Der UN Global Compact, eine Sonderinitiative des UN-Generalsekretärs, richtet einen Appell an Unternehmen in aller Welt, ihre Tätigkeiten und Strategien an den zehn universellen Grundsätzen in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung auszurichten und Maßnahmen zur Unterstützung der UN-Ziele zu ergreifen. Mit mehr als 17.000 Unternehmen und 3.800 nicht-gewerblichen Beteiligten in über 160 Ländern sowie 69 lokalen Netzwerken ist er die größte Initiative für unternehmerische Nachhaltigkeit der Welt.
Die ITF
Die Internationale Transportarbeiter Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Verband von Verkehrsgewerkschaften und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir engagieren uns für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus 140 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für knapp 20 Millionen Männer und Frauen, die die Mobilität der Welt sicherstellen, darunter über eine Million Seeleute im Binnenhandel und im internationalen Seeverkehr.
Die ICS
Die Internationale Schifffahrtskammer (ICS) ist der wichtigste internationale Wirtschaftsverband für Schiffseignerorganisationen und Schiffsbetreiber im Seehandel, der alle Sektoren und Berufe sowie über 80 Prozent der Welthandelsflotte vertritt.
Quelle Titelfoto: South African Maritime Safety Authority