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Globale ITF-Erhebung 2024: Der Abbau von Rechten steht im Widerspruch zur öffentlichen Meinung – 89 Prozent der Menschen weltweit wollen mehr Schutz für Beschäftigte

NACHRICHTEN

Wie eine neue globale ITF-Erhebung zeigt, unterstützt die Öffentlichkeit mit überwältigender Mehrheit die Rechte der Verkehrsbeschäftigten und die Forderungen der Gewerkschaften.

Die globale ITF-Erhebung 2024, deren Ergebnisse kurz vor der Eröffnung des 46. Weltkongresses der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) am Sonntag, den 13. Oktober 2024 in Marrakesch (Marokko) veröffentlicht wurde, erfasst die breite Öffentlichkeit in 15 Ländern und fast ein Viertel der Weltbevölkerung.

Die Befragung von 16.632 Menschen zu ihrer Einstellung zum Verkehr, die im März dieses Jahres von YouGov durchgeführt wurde, zeigt, dass die entscheidende Rolle der Verkehrsbeschäftigten weithin anerkannt wird und ihre Rechte umfassend unterstützt werden. 

"Die Beschäftigten rackern sich ab, damit die Unternehmen Gewinne einfahren, während gleichzeitig Angriffe auf ihre Rechte an der Tagesordnung sind," erklärte der ITF-Generalsekretär Stephen Cotton.

"Die Regierungen sind nicht auf einer Linie mit ihren Wähler*innen, wenn sie Arbeitnehmerrechte angreifen und Rechtsvorschriften abbauen. Unsere Erhebung zeigt, dass die öffentliche Unterstützung für Gesetze zum Schutz der Verkehrsbeschäftigten enorm ist – und weiter zunimmt."

Angriffe auf Rechte gefährden die Demokratie

Angriffe auf Rechte der Beschäftigten werden immer alltäglicher. Die Demokratie ist in Gefahr, wenn Menschen sich Sorgen machen über Einschränkungen der Meinungsfreiheit, des Rechts auf Protest und des Rechts auf Streik. 

Fast zwei Drittel der Menschen (61 %) sind besorgt über derzeitige oder künftige Einschränkungen der Meinungsfreiheit und mehr als die Hälfte über derzeitige oder künftige Einschränkungen des Streikrechts (54 %) und des Rechts auf Protest (56 %).

Fast 9 von 10 Menschen (89 %) sind der Meinung, dass Beschäftigte am Arbeitsplatz geschützt werden sollten, und 81 Prozent befürworten Gesetze, die Unternehmen für die Verletzung von Arbeitsrechten oder Umweltverstöße zur Rechenschaft ziehen, so die neue Erhebung. 

"Wir sehen, dass das Streikrecht in Argentinien, Großbritannien und anderswo angegriffen wird. Wir sehen, dass Seeleute im Roten Meer angegriffen werden. Wir sehen, dass arbeitende Menschen unter den brutalen Folgen von Kriegen leiden. Wir sehen, dass Arbeitsmigrant*innen vor der Küste Großbritanniens zur Zwangsarbeit auf Fangschiffen eingesetzt werden," erklärte ITF-Präsident Paddy Crumlin

"Arbeitende Menschen werden täglich mehr und mehr verfolgt, nur weil sie für ihre Rechte kämpfen. Echte Demokratie heißt, der Öffentlichkeit Gehör zu schenken, und die Botschaft ist laut und eindeutig: Der Verkehrssektor braucht globale Regeln, die sowohl für die Beschäftigten, die die Welt in Bewegung halten, als auch für die Bevölkerung, die auf ihre Dienste angewiesen ist, gerecht sind." 

Weitere 70 Prozent der Menschen befürworten das Recht der Verkehrsbeschäftigten auf Streik, 82 Prozent Arbeitsgesetze, die den Beschäftigten das Recht auf Kollektivverhandlungen geben, und 78 Prozent das Recht auf Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. 86 Prozent der Menschen unterstützen auch einen angemessenen Mindestlohn für Verkehrsbeschäftigte.

Eine überwältigende Mehrheit ist für Sozialschutzleistungen für Verkehrsbeschäftigte, nämlich 87 Prozent für bezahlbaren Zugang zu medizinischer Versorgung und angemessener Altersvorsorge, 86 Prozent für Bildung und Mutterschaftsurlaub und 81 Prozent für Leistungen bei Arbeitslosigkeit.

"Der Kapitalismus konnte sich ungehindert ausbreiten, während die Lebenshaltungskosten explodieren und die Löhne stagnieren. Es ist an der Zeit, dass Regierungen der Profitgier der Unternehmen den Kampf ansagen und sich für die Beschäftigten einsetzen," so Crumlin weiter.

Die Auswirkungen von KI

Die Erhebung befasste sich erstmals auch eingehend mit den Auswirkungen von künstlicher Intelligenz. Sie ergab, dass die meisten Menschen misstrauisch gegenüber den möglichen Auswirkungen von KI auf den Arbeitsplatz sind, aber auch an der Fähigkeit der Regierungen zweifeln, dies im Interesse der Beschäftigten zu regeln.

67 Prozent der Menschen haben Bedenken bezüglich der Sammlung und Erfassung personenbezogener Daten durch KI, 62 Prozent sind besorgt darüber, dass KI menschliche Entscheidungsprozesse ersetzt, und 57 Prozent äußern Befürchtungen wegen der Überwachung ihrer Arbeit.

Drei Viertel der Menschen (76 %) würden sich bei einem Flug in einem autonomen Flugzeug ohne Piloten an Bord nicht wohl fühlen.

Breite öffentliche Unterstützung für Gewerkschaftsforderungen

Vor dem ITF-Kongress ist auch eine überwältigende öffentliche Unterstützung für die sechs Forderungen der Organisation (die ihre globale Vision für Verkehrsbeschäftigte umfassen) vorhanden.

  1. Sicherheit für Verkehrsbeschäftigte: 89 Prozent der Menschen wollen, dass ihre Regierung Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften zum Schutz der Verkehrsbeschäftigten verbessert. 
  2. Nachhaltige Transformation des Verkehrssektors: 80 Prozent der Menschen erwarten von ihren Regierungen verstärkte Investitionen in nachhaltigen Verkehr. 
  3. Unternehmensverantwortung in globalen Lieferketten: 79 Prozent der Menschen erwarten von ihren Regierungen, den Missbrauch von Verkehrsbeschäftigten in den Lieferketten zu beenden. 
  4. Mitspracherecht für Beschäftigte im Hinblick auf die Zukunft der Arbeit: 81 Prozent der Menschen wollen, dass ihre Regierungen in Arbeitsplätze im Verkehrssektor investieren. 
  5. Gleichstellung von Verkehrsbeschäftigten: 77 Prozent sind der Meinung, dass der Verkehr wichtig ist, um wirtschaftliche Ungleichheit zu verringern. 
  6. Rechte für Verkehrsbeschäftigte: 87 Prozent erwarten von ihrer Regierung, dass sie Verkehrsbeschäftigte vor Gewalt und Belästigung schützt.  

"Wenn die ITF ihre Weichen für die nächsten fünf Jahre stellt, müssen wir uns vehement dafür einsetzen, dass die Beschäftigten geschützt werden und eine sicherere, gerechtere und nachhaltigere Zukunft für alle geschaffen wird. Und wir wissen, dass die öffentliche Meinung hinter uns steht, wenn 69 Prozent der Menschen es für wichtig halten, dass Verkehrsgewerkschaften in der Gesellschaft eine aktive Rolle spielen," so Cotton.

Hinweis für Redaktionen:

Im Rahmen der ITF-Erhebung 2024 wurden 16.632 Menschen in 15 Ländern befragt: 1.090 Erwachsene in Argentinien, 1.078 in Australien, 1.064 in Brasilien, 1.080 in Deutschland, 1.099 in Frankreich, 1.660 in Großbritannien, 1.032 in Indien, 1.104 in Kanada, 1.047 in Marokko, 1.064 in Mexiko, 1.129 auf den Philippinen, 1.017 in Südafrika, 1.044 in Südkorea, 1.056 in der Türkei und 1.068 in den Vereinigten Staaten von Amerika. 

Die Feldarbeit wurde von YouGov zwischen dem 18. März und dem 12. April 2024 und die Umfrage online durchgeführt. Die Zahlen wurden gewichtet und sind repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in jedem Land (18+). Die Quoten wurden so angesetzt, dass sie den nationalen Verhältnissen in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region entsprechen. Bei der Auswahl der Länder wurde darauf geachtet, dass möglichst viele Regionen vertreten sind – und dass YouGov über Online-Panels mit einer Stichprobengröße von über 1.000 Personen verfügt.

Weitere wichtige statistische Daten aus dem Bericht:

  • 88 Prozent der Menschen sind der Meinung, dass der Verkehr eine der wichtigsten öffentlichen Dienstleistungen ist, nach dem Gesundheitswesen (92 %) und der Energieversorgung (89 %).
  • 81 Prozent der Menschen erwarten von ihren Regierungen, dass sie in die Schaffung von Arbeitsplätzen im Verkehrssektor investieren.
  • 66 Prozent der Menschen sind dafür, dass die Beschäftigten stärker an Entscheidungsprozessen beteiligt sein sollten.
  • 69 Prozent der Menschen sind der Meinung, dass das Wirtschaftssystem in ihrem Land die Vermögenden begünstigt.
  • 77 Prozent der Menschen sind der Meinung, dass der Verkehr wichtig ist, um Volkswirtschaften gerechter zu gestalten.
  • 80 Prozent der Menschen erwarten von ihren Regierungen verstärkte Investitionen in nachhaltigen Verkehr.
  • 76 Prozent der Menschen wünschen sich nationale Pläne für die Senkung der Emissionen im Sektor.

Über die ITF:  Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Zusammenschluss und als die weltweit führende Anlaufstelle für den Verkehrssektor anerkannt. Wir kämpfen engagiert für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus über 150 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für fast 16,5 Millionen erwerbstätige Frauen und Männer im Verkehrssektor weltweit.

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