Die Regierung von Mauritius muss darauf bestehen, dass Yogita Bamboo, die Präsidentin der mauritischen Kabinenpersonalgewerkschaft Air Mauritius Cabin Crew Association (AMCCA), die von der staatlichen Fluggesellschaft des Landes zu Unrecht disziplinarisch bestraft und entlassen wurde, wieder eingestellt wird, so die Forderung der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF).
Die ITF kritisiert die Entlassung von Baboo durch die Fluggesellschaft aufs Schärfste und stellt sich hinter die friedlichen Proteste, die am 2. August 2023 von Mitgliedern der ITF-Gewerkschaft AMCCA in der Landeshauptstadt Port Louis organisiert werden.
Baboo wurde am 10. Juli 2023 disziplinarisch bestraft und dann kurzerhand entlassen, weil sie sich in einer Radiosendung kritisch über Air Mauritius geäußert hatte. Dabei handelte Baboo in ihrer Funktion als Gewerkschaftssprecherin und nicht als Angestellte des Unternehmens, wie klargestellt wurde. Mit ihrer Entlassung verletzte die Fluggesellschaft ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht der Beschäftigten, die sie vertritt, bessere Bedingungen zu verlangen.
“Mauritius kann nicht den Anspruch erheben, eine moderne demokratische Republik zu sein, solange es zulässt, dass große Arbeitgeber grundlegende Arbeits- und Menschenrechte mit Füßen treten,” erklärte ITF-Präsident Paddy Crumlin.
“Gewerkschaften in aller Welt verurteilen den Versuch der Fluggesellschaft, diese mutige Gewerkschaftsvorsitzende zum Schweigen zu bringen. Die Entlassung von Baboo steht für ein noch größeres Unrecht: Sie zeigt, dass die Unternehmensleitung es rundweg ablehnt, mit ihrer Belegschaft einen vernünftigen und respektvollen Dialog aufzunehmen. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie eine couragierte Gewerkschaftsvorsitzende mundtot gemacht wird.”
Fluggesellschaft lehnt Verhandlungen ab
Mit der Entlassung der Gewerkschaftsvorsitzenden hat die Unternehmensleitung den Bogen überspannt. Ihr Vorgehen verstößt direkt gegen das mauritische Gesetz über Arbeitsbeziehungen sowie das Übereinkommen 87 der Internationalen Arbeitsorganisation über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes und das Übereinkommen 98 über das Recht auf Organisierung und Kollektivverhandlungen, die beide von Mauritius ratifiziert wurden.
Das Arbeitsministerium hat Air Mauritius zu Vernunft aufgerufen, geht aber nach Ansicht der ITF nicht weit genug, um die staatliche Fluggesellschaft zur Verantwortung zu ziehen.
“Die internationale Gemeinschaft sieht im Vorgehen der Fluggesellschaft mehr als nur einen Gesetzesverstoß,” so Stephen Cotton, der Generalsekretär der ITF. “Es handelt sich um eine Einschüchterungstaktik. Die Regierung lässt Unterdrückung zu und stellt sich damit gegen all diejenigen, die für Gerechtigkeit, Fairness und Würde am Arbeitsplatz eintreten. Eine führende Gewerkschafterin dafür zu verfolgen, dass sie ihre Meinung äußert, ist ein Angriff auf die Grundrechte aller Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren, ihre Probleme und Anliegen zu äußern und einen friedlichen Dialog zu führen.”
Cotton verweist darauf, dass Fluggesellschaften, die mit den Beschäftigten einen offenen und respektvollen Dialog unterhalten, erfolgreicher sind. Diejenigen, die Schikanen anwenden, werden in der Regel letztendlich versagen.
“Wir stehen voll und ganz hinter dem Protest in Port Louis,” so Cotton. “Die ITF wird diese Situation weiter im Auge behalten und ihre umfassende Unterstützung anbieten. Wir solidarisieren uns mit Yogita Baboo und fordern ihre unverzügliche und bedingungslose Wiedereinstellung.”
Weitere Informationen auf Anfrage unter media@itf.org.uk
Über die ITF: Die Internationale Transportarbeiter Föderation (ITF) ist eine globale demokratische, von Mitgliedern geführte Bewegung von 740 Verkehrsgewerkschaften und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir engagieren uns für die Verbesserung des Arbeitslebens und vernetzen Gewerkschaften aus 153 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind das Sprachrohr der 20 Millionen Verkehrsbeschäftigten rund um den Globus.