Im Golf von Guinea bestehen seit langem Probleme mit Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen, aber in den letzten Jahren hat ihre Häufigkeit in dieser Region noch weiter zugenommen. Das Problem spitzt sich zu und die Besatzungsmitglieder sind immer skrupelloseren und inhumaneren Gewaltakten ausgesetzt. Zusätzlich erschwert wird die Situation durch das komplizierte regulatorische Umfeld, das die Verfolgung dieser Gewaltverbrechen durch unterschiedliche Auffassungen über die Grenzen der Hoheitsgebiete der einzelnen Länder am Golf von Guinea erschwert.
Am 4. Juni 2019 hielten die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF), das Baltic and International Maritime Council (BIMCO), die Internationale Schifffahrtskammer (ICS) und das Oil Companies International Marine Forum (OCIMF) am Hauptsitz der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ein Symposium über Piraterie im Golf von Guinea ab. Regierungsvertreter*innen, Fachleute und Branchenakteure befassten sich dort mit den wirtschaftlichen Auswirkungen von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen und berieten über Lösungsmöglichkeiten für die aktuelle Krise.
Ein von den Organisator*innen der Veranstaltung eingeladener Seemann, der unlängst bei einem Angriff über drei Wochen in Geiselhaft gehalten wurde, berichtete hautnah über die Gefahren für Seeleute und die schreckliche Erfahrung, die er und die anderen Besatzungsmitglieder durchlebten.
Er schilderte, mit welcher Raffinesse die Piraten vorgingen, und verdeutlichte die Angst und Beunruhigung, die die Seeleute an Bord verspüren, wenn ihr Schiff den Golf von Guinea passiert.
Der akkreditierte ITF-Vertreter bei der IMO Branko Berlan verwies auf den menschlichen Tribut, den die eskalierenden Angriffe auf die körperliche und seelische Gesundheit der Seeleute fordern. Regierungen, Branchenorganisationen und soziale Betreuungseinrichtungen für Seeleute müssten sich mit den dauerhaften Traumafolgen und posttraumatischen Belastungssymptomen auseinandersetzen.
Es wurden ferner Bedenken hinsichtlich der Stimmigkeit internationaler Richtlinien, der regionalen Zusammenarbeit sowie des Verständnisses und der Beachtung der sozioökonomischen Triebkräfte dieser Verbrechen vorgebracht.
Berlan forderte ein sofortiges Ende dieser inakzeptablen kriminellen Handlungen und appellierte nachdrücklich an die Schifffahrtswirtschaft, Regierungen und Gewerkschaften, gemeinsam etwas gegen den unzureichenden Informationsaustausch zu unternehmen, der aktive Maßnahmen zur Beseitigung von Piraterie im Golf von Guinea behindere.
"Die ITF ist bereit, gemeinsame Maßnahmen mit Regierungen und Branchenpartnern zu ergreifen, wenn uns Informationen zur Verfügung stehen. Wir müssen zusammenarbeiten, und die ITF betont die dringende Notwendigkeit, in jedem Land der Region ein tragfähigeres Kommunikationssystem zu entwickeln und eine verantwortliche Person zu benennen bzw. eine Anlaufstelle einzurichten, um die Prävention solcher Angriffe, die Berichterstattung darüber und die Reaktionen darauf zu verbessern," so Berlan.
Auch der IMO-Schifffahrtssicherheitsausschuss stellte auf seiner 101. Sitzung die Dringlichkeit der globalen und regionalen Zusammenarbeit im Vorgehen gegen Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle in dieser Region heraus.
Regierungen und das IMO-Sekretariat berichteten über Fortschritte infolge von aktiven Schritten zur Bekämpfung von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen in der Region, darunter Maßnahmen der nationalen Marinen, und informierten über internationale Meldeplattformen und das globale Kooperationsprogramm.
Weitere Informationen finden sich in der Zusammenfassung und den Empfehlungen des Symposiums über Piraterie im Golf von Guinea.
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