Philippinische Crew des Tankers Giancarlo D kehrt nach Hause zurück
Für die Besatzung des Chemikalientankers Giancarlo D sind Luz Baz und die ITF vom Himmel geschickt. Luz ist die ITF-Koordinatorin für Spanien und hat sich in den letzten Wochen gemeinsam mit dem Schiffsmanagement Poli Ship dafür eingesetzt, fünf philippinische Besatzungsmitglieder der Giancarlo D in ihr Heimatland zurückzuführen.
Die Bemühungen laufen vor dem Hintergrund des Höhepunkts der Grenzbeschränkungen, die im Rahmen der staatlichen Maßnahmen gegen Covid-19 verhängt wurden und eine globale Crewwechsel-Krise ausgelöst haben.
Das Schiffsmanagementunternehmen Poli Ship bemüht sich seit Wochen darum, die Besatzung vom Schiff zu holen. Darüber gingen die Monate April, Mai und Juni ins Land. Aber durch die mangelnden Flugverbindungen in die Philippinen und Probleme im Zusammenhang mit den Visabestimmungen mancher Länder war es der Agentur nicht möglich, einen erfolgreichen Plan aufzustellen.
Als das Unternehmen dann die ITF-Parole "Genug ist genug" las, setzte es sich mit der Föderation in Verbindung.
"Am Donnerstag, den 18. Juni erhielt ich einen Anruf von Herrn Golenkov vom De Poli Schiffsmanagement, einem Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden, das Besatzungen für Schiffe in Europa anheuert. Er hatte davon gehört, dass die ITF die Heimschaffung von Seeleuten unterstützt, und wollte wissen, ob ich behilflich sein könnte," so Luz Baz.
"Er hatte zwar wenig Hoffnung und hielt die Heimschaffung der Crew für unmöglich, aber er meinte, es bestünde vielleicht eine gute Gelegenheit, wenn die Giancarlo D den Hafen von Algeciras in Spanien anlaufe, wo sie kurzzeitig anlegen werde. Das war unsere Chance, mehrere philippinische Seeleute, deren Verträge abgelaufen waren, vom Schiff zu holen und in ihr Heimatland zurückzuführen."
Die Giancarlo D fährt unter maltesischer Flagge und untersteht einem ITF-Vertrag.
Luz erklärte dem Schiffsmanagement, dass die spanische Regierung Seeleute zwar am 28. April zu systemrelevanten Arbeitskräften erklärt habe, in der Praxis aber nach wie vor nicht die notwendigen Ausnahmeregelungen für sie erlassen habe, damit sie in Spanien ausschiffen und von neuen Crews abgelöst werden könnten.
"Wir haben immer noch mit vielen Problemen zu kämpfen. Ich sagte ihm, dass ich ihm lediglich versprechen könne, alles in meinen Möglichkeiten Stehende zu tun, um den Besatzungsmitgliedern zu helfen."
Und dieses Versprechen hielt sie.
"Ich nahm Kontakt zur lokalen Vertretung von De Poli auf und erhielt eine glatte Abfuhr. Sie setzten mir auf ziemlich arrogante Art und Weise das reguläre Prozedere für die Heimschaffung von Crews auseinander. Ich hatte Probleme, ihnen verständlich zu machen, dass wir uns in einer Ausnahmezeit befinden, die besondere Lösungen erforderlich macht. Da die lokale Vertretung keinerlei Initiative zeigte, wendete ich mich direkt an die Einwanderungsbehörde in Algeciras."
Algeciras ist der größte Hafen Spaniens, und Luz zufolge waren die dortigen Behörden, einschließlich eines Polizisten, über die Crewwechsel-Krise informiert und bereit zu helfen, oder zumindest zuzuhören und ihr Bestes zu versuchen.
"Rund um Algeciras warteten zu dieser Zeit über 400 philippinische Seeleute auf ihre Heimschaffung, und es war schwierig, Hotelunterkünfte für sie zu finden und ihre Heimflüge zu organisieren."
"Nach verschiedenen weiteren Kontaktaufnahmen und mit umfassender Unterstützung der ITF schaffte es das Unternehmen schließlich, alle beteiligten Parteien dazu zu bringen, bei der Rückführung der Besatzungsmitglieder zu helfen," berichtete Luz.
Angesprochen darauf, wie sie es geschafft hat, noch weitere Seeleute wieder mit ihren Familien zusammenzuführen, antwortet Luz: "Meiner Meinung nach ist dieser Fall ein perfektes Beispiel dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und der ITF möglich ist und Wirkung zeigen kann. Die Zusammenarbeit als Team ist in unserem globalen und vernetzten Geschäft der Schlüssel zum Erfolg, ganz besonders in einer kritischen Zeit wie dieser."
Offenbar sind nicht nur die Besatzungsmitglieder dankbar für ihre Hilfe und Unterstützung.
Golenkov vom De Poli Schiffsmanagement, drückte ihr in einer E-Mail seinen Dank aus: "Es ist ermutigend für andere, zu sehen, dass die Dinge zu einem guten Ende kommen, wenn man nicht aufgibt und sich weiter bemüht."
Ablösung der indischen Crew der Fairchem Mako über Deutschland und Spanien
Viele Besatzungsmitglieder des im Jahr 2018 gebauten Chemikalien- und Öltankers Fairchem Mako arbeiteten bereits seit über einem Jahr an Bord des unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Schiffs für die Schiffsverwaltungsgesellschaft Anglo-Eastern, als die ITF eingeschaltet wurde, um ihre Ausschiffung und Heimschaffung zu unterstützen.
Laut Seearbeitsübereinkommen darf die Dienstzeit von Seeleuten an Bord elf Monate nicht überschreiten. Aus jüngsten Studien der Yale University geht hervor, dass eine längere Dienstzeit an Bord, auch infolge von unvorhergesehenen Vertragsverlängerungen, ernste Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Seeleuten haben kann.
Wie Enrico Esopa, ITF-Koordinator für die US-amerikanische Ostküste, berichtet, versucht die Crew schon seit geraumer Zeit, die Fairchem Mako zu verlassen. Die ITF wurde am 15. Juni darüber informiert, dass einige Seeleute an Bord ihre vertragliche Dienstzeit an Bord beendet und um ihre Heimschaffung gebeten hätten. Enrico ging der Angelegenheit nach, als das Schiff am 16./17. Juni mit Kurs auf Kolumbien den Panamakanal durchquerte. Die Seeleute versuchten, in Kolumbien von Bord zu gehen, aufgrund geschlossener Flughäfen und fehlender internationaler Flüge jedoch ohne Erfolg.
Als das Schiff dann Kurs auf den Hafen von Barcelona (Spanien) nahm, war Luz Baz bereit, dort bei der Heimschaffung der Crewmitglieder nach Indien behilflich zu sein.
Am 3. Juli schrieb Luz eine entsprechende E-Mail an Anglo-Eastern mit Kopie an ihre Kolleg*innen in indischen Seeleutegewerkschaften und der nordamerikanischen Seafarers' International Union (SIU), die mit dem Fall befasst war.
Sie teilte dem Unternehmen mit, dass die Verträge mehrerer Crewmitglieder an Bord ihren Informationen zufolge überschritten seien und diese bei der Ankunft des Schiffes in Barcelona dringend heimgeschafft werden müssten:
"Angesichts der Tatsache, dass für ihr Schiff ein von der ITF genehmigter Vertrag mit der SIU besteht, möchte ich gerne Verzögerungen beim Aufenthalt des Schiffs in Barcelona vermeiden und eine Eskalation des Falles durch Einschaltung der Hafenstaatkontrolle und der Flaggenstaatbehörden umgehen. Aus diesem Grund bitte ich Sie, uns so schnell wie möglich einen detaillierten Plan für die Heimschaffung der Besatzungsmitglieder nach dem Einlaufen des Schiffes in Ihrem Hafen zu unterbreiten. Würden Sie uns bitte die Kontaktinformationen ihres Vertreters vor Ort senden? Wir benötigen diese Informationen bis spätestens Montag, den 6. Juli um 10 Uhr (GMT)."
Sie erklärte, die ITF sei, wie zuvor in anderen Fällen, bereit, mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten, um die Besatzungsmitglieder über Spanien heimzuschaffen. Mit den richtigen Dokumenten ermögliche der Status von Seeleuten als systemrelevante Arbeitskräfte in Spanien eine Heimschaffung, wenn der nötige Wille dazu vorhanden sei, so Luz.
Daraufhin organisierte die Unternehmensleitung von Anglo-Eastern die Ausschiffung von 20 abgemusterten Seeleuten nach Beendigung von Lade- und Bunkeroperationen. Diese könnten am 10. Juli 2020 von Barcelona nach Doha fliegen, um dort mit einer weiteren Chartermaschine nach Indien und zu ihren Familien zurückzukehren, bestätigte sie in E-Mails an die ITF. Dafür kommen 18 neue Besatzungsmitglieder an Bord. Diese werden mit Charterflügen von Indien über Deutschland nach Barcelona gebracht, wo sie ihr Schengen-Visum erhalten werden.
Bei der Nachricht, dass ihr Ehemann und Vater nach Hause kommen wird, schrieb eine dankbare indische Familie der ITF: "Wir danken euch von ganzem Herzen im Namen seiner Frau und seiner Tochter. Ich habe von ihm die Nachricht erhalten, dass er abgemustert ist. Danke dafür, dass ihr Seeleute unterstützt."
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